Sanktionen

Henkel und SAP stellen Russland-Geschäft komplett ein

Nach heftiger Aktionärskritik in der Hauptversammlung hat sich der Konsumgüterhersteller Henkel nun doch durchgerungen, das gesamt Geschäft zu stoppen. Auch SAP zieht sich komplett aus Russland zurück.

Henkel und SAP stellen Russland-Geschäft komplett ein

Der Konsumgüterkonzern Henkel gibt nun doch sein Geschäft in Russland auf. Der Umsetzungsprozess werde vorbereitet, teilte das Unternehmen am Dienstag in Düsseldorf mit. Henkel werde eng mit seinen Teams in Russland an den Details arbeiten, um einen geordneten Ablauf zu gewährleisten. Die 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Russland sollen weiterbeschäftigt und -bezahlt werden. Über die finanziellen Auswirkungen könne Henkel derzeit noch keine Aussagen machen.

Henkel hatte nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine Ende Februar bereits entschieden, alle geplanten Investitionen in Russland zu stoppen sowie Werbung und Sponsoring einzustellen. Die dortige Produktion sollte jedoch weiterlaufen. Dafür gab es auf der Hauptversammlung Anfang April Kritik von Aktionären, die etwa einen Reputationsschaden für Henkel fürchteten. Henkel-Chef Carsten Knobel hatte die Russland-Strategie unter anderem damit verteidigt, dass ausländische Unternehmen von der Regierung in Zukunft enteignet werden und ihre lokalen Manager haftbar gemacht werden könnten, wenn sie die Geschäfte einstellen.

SAP: Geordneter Ausstieg

Auch der Softwarekonzern SAP will angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine den russischen Markt verlassen. Das Unternehmen mit Sitz in Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) kündigte zwei weitere Schritte „für den geordneten Ausstieg aus unserem Geschäft in Russland” an. Zuvor hatte SAP bereits sein Neu- und Cloud-Geschäft in dem Land eingestellt.

Hinsichtlich seiner Cloud-Dienste hatte SAP nicht von Sanktionen betroffene Unternehmen bereits vor die Wahl gestellt, Daten löschen zu lassen, diese in Eigenregie zu übernehmen oder sie in ein Rechenzentrum außerhalb von Russland zu überführen. SAP kündigte nun an, die Verträge russischer Firmen, die sich für eine Migration der Daten ins Ausland entschieden hätten, nach Ablauf der Abonnementlaufzeit nicht zu verlängern.

Zudem beabsichtige SAP, den Support und die Wartung für Produkte, die auf lokalen Servern in Russland installiert sind (On-Premise), einzustellen. „Wir prüfen derzeit verschiedene Optionen, wie sich diese Entscheidung umsetzen lässt”, teilte das Unternehmen mit. Das Hauptaugenmerk liege darauf, den rechtlichen Verpflichtungen gegenüber nicht-sanktionierten Kunden weiter nachzukommen.

Laut Finanzchef Luka Mucic machen die Geschäfte in Russland, der Ukraine und Belarus zusammen nur einen geringen Teil der SAP-Erlöse aus. Dem Manager zufolge beliefen sie sich zuletzt auf rund 1,5% des Gesamtumsatzes. SAP hat im vergangenen Jahr 27,8 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaftet.

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