TELEKOM

Herdentrieb

Die Zwickmühle ist bekannt: Die Telekomfirmen legen mit hohen Investitionen in neue Infrastruktur den Grundstein für neue digitale Geschäftsmodelle, aber den größeren Gewinn daraus fahren regelmäßig andere ein. Das haben auch die Anleger längst...

Herdentrieb

Die Zwickmühle ist bekannt: Die Telekomfirmen legen mit hohen Investitionen in neue Infrastruktur den Grundstein für neue digitale Geschäftsmodelle, aber den größeren Gewinn daraus fahren regelmäßig andere ein. Das haben auch die Anleger längst erkannt, die der Branche – zumindest in Europa – grosso modo nur eine relativ niedrige Bewertung zugestehen. Dagegen sind die Gewinner neuer Netztechnik und Übertragungsstandards wie Glasfaser oder 5G am Kapitalmarkt schon ausgemacht: spezialisierte Infrastrukturgesellschaften, die Funktürme, Glasfaseraktivitäten oder auch Datenzentren bündeln und diese Services zu hochprofitablen Geschäften skalieren.Ihnen rennt nicht nur das Publikum die Bude ein, wie die Erfolgsgeschichte des spanischen Funkturmbetreibers Cellnex zeigt, der an der Börse derzeit mit etwa dem 20-fachen operativen Ergebnis vor Abschreibungen bewertet wird. Auch Institutionelle stürzen sich auf die Telekominfrastruktur, die in Zeiten von Nullzinsen langjährig risikoarme und sichere Renditen verspricht. Entsprechende Investitionsvehikel schießen in Europa wie Pilze aus dem Boden. Frühen Vorreitern wie der spanischen Telxius oder hierzulande der Deutschen Glasfaser folgen jüngste Neugründungen wie das Telefónica-Vehikel UGG oder nun auch der von der Telekom mitgegründete Fonds DIV. Der Bonner Konzern folgt damit dem Herdentrieb der Investoren, in der Hoffnung, ihn sich zunutze zu machen und auf diese Weise dauerhaft mehr Rendite auch aus den eigenen Infrastrukturinvestitionen zu ziehen. Anstelle eines direkten Verkaufs ihrer Sendestandorte in Holland erlaubt die Einbringung in Cellnex NL über den neuen Fonds, bei dem die Telekom Ankerinvestorin ist, die langfristige Teilhabe an Synergien und Wertsteigerung.Allerdings backt die Telekom, die zunächst nur ihre Mobilfunkinfrastruktur in den Niederlanden anfasst, vorläufig noch kleine Brötchen. Denn die T-Mobile Infra dort bringt es gerade mal auf ein Zehntel des Portfolios der Deutschen Funkturm, in der die Telekom hierzulande ihre rund 31 000 Sendestandorte gebündelt hat. Über deren Zukunft ist noch nicht entschieden. Andere preschen vor. So will Vodafone ihre Funktürme, die Tochter Vantage Towers, demnächst in Frankfurt an die Börse bringen. Vantage ist dann in Europa die börsennotierte Nummer 2 nach Cellnex und will ebenfalls auf Einkaufstour gehen. Noch ist die Neuordnung der Telekominfrastruktur in Europa in den Anfängen, aber bei dem Tempo, das Cellnex vorlegt, gilt es auch dabei nicht zu spät zur Herde zu stoßen.