Hertz kommt unter den Hammer
cru Frankfurt
In den USA bahnt sich einer der bisher größten Private-Equity-Deals des laufenden Jahres an. Für den weltweit größten insolventen Autovermieter Hertz, der am gestrigen Montag unter gerichtlicher Aufsicht versteigert werden sollte, haben gleich zwei Finanzinvestoren um die Wette geboten. Interesse am Kauf haben ein Konsortium rund um Centerbridge, das eine Offerte angekündigt hat, sowie eine Investorengruppe, die von Knighthead Capital angeführt wird.
Letztere hatte bereits ein Gebot abgeliefert, das den Unternehmenswert von Hertz inklusive Schulden bei 6,2 Mrd. Dollar verortet. Der Betrag würde es erlauben, sämtliche Gläubiger von Hertz voll auszuzahlen. Den Aktionären würde eine Mischung aus Bargeld und Optionsscheinen im Wert von rund 2,25 Dollar pro Aktie angeboten.
Der Kurs der Hertz-Aktie ist deshalb vom diesjährigen Tief bei 0,66 Dollar auf zeitweise rund 3,50 Dollar gestiegen. Das entspricht einem Börsenwert des Unternehmens von 500 Mill. Dollar.
Viel „Dry Powder“ im Markt
Die Taschen der Finanzinvestoren sind derzeit besonders tief. Das gilt nicht nur für die USA. Auch für Europa haben Private-Equity-Häuser nach Zahlen von McKinsey in jüngster Zeit 220 Mrd. Dollar an neuen Kapitalzusagen für ihre Investments eingesammelt (siehe Grafik).
Die Gruppe, die von Centerbridge, Warburg Pincus und Dundon Capital Partners angeführt wird, plant, ihr früheres Angebot zu versüßen, das von der Offerte von Knighthead Capital und Certares übertroffen wurde. Die Bedingungen des neuen Angebots sind noch nicht bekannt. Aber jeder Plan würde der Zustimmung des Konkursgerichts und des Verwaltungsrats bedürfen. Darüber hinaus müssen auch die gegenüber Hertz Anspruchsberechtigten darüber abstimmen.
Die Auseinandersetzung findet inmitten einer steigenden Nachfrage nach Mietwagen und Sommerreisen statt, die viele Firmen dazu veranlasst hat, die Preise zu erhöhen. Die jüngsten Offerten beider Investorengruppen bieten zudem den Kreditgebern und Anleihegläubigern eine vollständige Rückzahlung und den Aktionären eine teilweise Rückzahlung, was in Konkursverfahren eine relative Seltenheit ist.
Hertz priorisiert Centerbridge
Hertz entschied sich zunächst für eine Weiterverfolgung des Plans der Centerbridge-Gruppe, und die US-Konkursrichterin Mary Walrath genehmigte im April eine sogenannte Break-up Fee für diese Fonds, falls sie später überboten werden. Hertz steht unter dem Zeitdruck, bis zum Sommer aus dem Insolvenzverfahren nach Chapter 11 herauszukommen, um am erhofften Reiseboom teilzuhaben. Der Aktienkurs des Rivalen Avis Budget hat sich in diesem Jahr mehr als verdoppelt.
Am 23. Mai 2020 hatte die Hertz-Konzernmutter infolge von Umsatzrückgängen durch die Pandemie in den USA einen Insolvenzantrag nach Chapter 11 gestellt. Nicht betroffen waren damals die Tochtergesellschaften in Europa, Australien und Neuseeland.