Hohe Hürden für Anleger bei der Stimmabgabe
swa Frankfurt – Bei allen regulatorischen Bemühungen auf EU-Ebene werden Aktionäre immer noch in der Ausübung ihrer Stimmrechte behindert. Das ist das Ergebnis einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die gemeinsam mit der europäischen Aktionärsvereinigung Better Finance erstellt wurde und die Hauptversammlungssaison 2022 auswertet.
Anteilseigner haben der Analyse zufolge immer noch große Probleme, grenzüberschreitend an Hauptversammlungen teilzunehmen und/oder dort ihre Rechte auszuüben. Dabei habe der EU-Regulator mit der Aktionärsrechterichtlinie darauf abgezielt, diese Barrieren abzubauen. So sollte die Ausübung des Stimmrechts durch die verbesserte Übermittlung von Informationen an die Aktionäre erleichtert werden. Doch „lange und komplexe Banken-Ketten“ machten es schwierig und kostspielig, Aktionärsrechte wahrzunehmen, moniert die DSW. Der Studie zufolge hätten 2022 nur 48% der Befragten bei Hauptversammlungen in einem anderen EU-Mitgliedstaat abstimmen können.
Die Aktionärsvereinigungen zeichnen ein düsteres Bild: „Die Ergebnisse unserer Untersuchung sind katastrophal. In den meisten Fällen konnten Aktionäre ihre wesentlichen Rechte auf Hauptversammlungen im europäischen Ausland weder vollständig noch teilweise ausüben“, sagt Jella Benner-Heinacher, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der DSW. Sie macht hohe Gebühren von Depotbanken oder Brokern für die Misere verantwortlich. Sie stellten für die Stimmabgabe auf Hauptversammlungen zwischen 20 und mehr als 250 Euro in Rechnung. Daneben hätten Banken „teure, neue HV-Servicepakete“ eingeführt.
„Unsere Studie unterstreicht die Notwendigkeit, den grenzüberschreitenden Abstimmungsprozess für Aktionäre in der gesamten EU einfacher, effektiver und effizienter zu gestalten“, mahnt Benner-Heinacher. Je einfacher und kostengünstiger Aktionäre abstimmen könnten, desto mehr werden sie ihr Stimmrecht auch im Ausland ausüben und so an der nachhaltigen Ausrichtung europäischer Unternehmen mitwirken können, meint die DSW-Vertreterin.