Baustoffkonzern

Holcim steigert Profitabilität trotz Umsatzschwund

Der Baustoffkonzern Holcim, der 2024 seine Profitabilität trotz Umsatzschwund gesteigert hat, wird bis Ende Juni sein Nordamerika-Geschäft abspalten. Das Geschäft, das den Namen "Amrize" bekommen soll, hat zuletzt einen Umsatz von 11,7 Mrd. Dollar gemacht und ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 3,2 Mrd. Dollar erzielt.

Holcim steigert Profitabilität trotz Umsatzschwund

Baustoffriese Holcim steigert Rentabilität

Auf Umsatzschwund soll 2025 profitables Wachstum folgen – Abspaltung steht bevor

md Frankfurt

Der Baustoffkonzern Holcim hat im vergangenen Jahr zwar Umsatz eingebüßt, aber an Profitabilität gewonnen. Die Erlöse gaben im Vorjahresvergleich um 2,2% auf 26,41 Mrd. sfr (28,14 Mrd. Euro) nach, wie das Unternehmen mit Sitz in Zug (Schweiz) mitteilte. Der Umsatzschwund war eine Folge des starken Franken; in Lokalwährungen gerechnet sei das Geschäft um 1,3% gewachsen.

Hintergrund zu Holcim

Holcim mit Sitz in Zug (Schweiz) ist einer der weltweit größten Baustoffkonzerne. Das operative Geschäft gliedert sich in die vier Regionen Nordamerika, Lateinamerika, Europa, Asien plus Mittlerer Osten plus Afrika sowie „Solutions & Products“. Die vier Produktbereiche sind Zement (Umsatz 2024: 13,16 Mrd. sfr), Aggregates – also Zuschlagstoffe wie Schotter, Kies und Sand – (4,36 Mrd. sfr), Fertigbeton (5,6 Mrd. sfr) und „Solutions & Products“ (5,94 Mrd. sfr). Nach der Fusion mit dem französischen Wettbewerber Lafarge 2016 hieß das Unternehmen vorübergehend LafargeHolcim. Im Jahr 2021 wurde der Konzern wieder in Holcim umbenannt.

Der wiederkehrende Betriebsgewinn (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit) kletterte den Angaben zufolge um 6,1% auf den Rekordwert von 5,05 Mrd. sfr; darin sind Restrukturierungs-, Prozess- und andere Einmalkosten sowie Wertminderungen auf Betriebsanlagen nicht enthalten. Die wiederkehrende Ebit-Marge legte auf 19,1 (i.V. 17,6)% zu. Unter dem Strich fuhr der Konzern einen Gewinn von 2,93 Mrd. sfr (3,12 Mrd. Euro) ein; das ist ein Minus von 4,4% im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch soll die Dividende auf 3,10 (2,80) sfr pro Aktie erhöht werden. Die Nettofinanzschulden stiegen in der Berichtszeit von 7,9 Mrd. auf 8,45 Mrd. sfr.

Konsenserwartungen meist leicht verfehlt

Die Konsenserwartungen der Analysten für den Umsatz, das organische Wachstum und den Reingewinn wurden leicht verfehlt, für das wiederkehrende Ebit aber getroffen. Die Holcim-Aktie tendierte am Freitag an der Schweizer Börse fest. Der Kurs stieg im Handelsverlauf um 3% auf 98,55 sfr, was eine Marktkapitalisierung von umgerechnet 59 Mrd. Euro ergibt. Jüngst hatte die Aktie ein Rekordhoch von 100,45 sfr erreicht. Das am 18. März vorigen Jahres gestartete Aktienrückkaufprogramm von 1 Mrd. sfr sei abgeschlossen.

„Mit einem starken Ausblick für alle Geschäftsbereiche sind wir für 2025 gut aufgestellt. Ich bin zuversichtlich, dass wir ein weiteres Jahr mit profitablem Wachstum abliefern werden.“

Miljan Gutovic, CEO von Holcim

„Mit einem starken Ausblick für alle Geschäftsbereiche sind wir für 2025 gut aufgestellt“, sagt CEO Miljan Gutovic. „Ich bin zuversichtlich, dass wir ein weiteres Jahr mit profitablem Wachstum abliefern werden.“ Holcim stellt ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich in lokaler Währung in Aussicht. Der wiederkehrende Betriebsgewinn soll 2025 überproportional zulegen, und die entsprechende Marge soll sich weiter verbessern.

Der freie Cashflow soll nach den Vorstellungen des Managements dieses Jahr über 3,5 Mrd. sfr liegen. Auf diesem Niveau wäre das allerdings eine Verschlechterung, denn 2024 lag der freie Mittelzufluss (nach Leasingverträgen) bei 3,8 Mrd. sfr nach 3,7 Mrd. sfr im Jahr 2023. Zudem soll das Geschäft mit recycelten Bau- und Abbruchmaterialien abermals zweistellig wachsen.

Unterdessen kommt Holcim mit der Abspaltung des Nordamerika-Geschäftes voran. Man sei auf Kurs, um den geplanten Spin-off bis Ende des ersten Halbjahres 2025 abzuschließen, hieß es. Ein Investorentag ist für den 25. März in New York geplant. Dort soll über die Strategie, den Businessplan und die Kapitalallokationsprioritäten informiert werden.

Ehrgeizige Ziele für „Amrize“

Zudem braucht es noch die endgültige Zustimmung der Holcim-Aktionäre in der Generalversammlung am 14. Mai. Für das Geschäft, das den Namen „Amrize“ tragen soll, habe Holcim nun auch die von der US-Börsenaufsicht SEC geforderten Informationen über die Geschäftstätigkeit einschließlich der historischen Abschlüsse nach US-GAAP vorgelegt. Demnach hat Amrize im vergangenen Jahr 11,7 Mrd. Dollar umgesetzt, ein bereinigtes Ebitda von 3,2 Mrd. Dollar erwirtschaftet und so eine operative Marge von 27% erzielt. Nach früheren Angaben ist geplant, dass Amrize eine beschleunigte Wachstumsstrategie umsetzt mit dem Ziel, bis 2030 mehr als 20 Mrd. Dollar Umsatz und über 5 Mrd. Betriebsgewinn „mit branchenführenden Margen“ zu erzielen.

Die Aktien von Amrize sollen unter dem Symbol „AMRZ“ an der New Yorker Börse (Nyse) und zusätzlich an der Schweizer Börse SIX kotiert werden.

Jan Jenisch, zurzeit noch Chairman/Verwaltungsratspräsident von Holcim, soll CEO des vor der Abspaltung stehenden Nordamerikageschäfts des Baustoffkonzerns werden, das den Namen „Amrize“ tragen soll. Foto: Holcim

Holcim hatte vor einem Jahr überraschend angekündigt, das Nordamerika-Geschäft abtrennen und als vollständig unabhängiges Unternehmen in den USA kotieren zu wollen. Hintergrund waren die billionenschweren Investitionsprogramme der damaligen Regierung in Washington: „Sie werden in den nächsten acht bis zehn Jahren zu nie dagewesenen Ausgaben für die Bauindustrie führen“, sagte Holcim-Verwaltungsratspräsident Jan Jenisch damals; er gilt als treibende Kraft hinter dem Spin-off. Die Aufspaltung sei nötig, um das Potenzial gänzlich ausschöpfen und voll durchstarten zu können. Mittlerweile hat die US-Administration jedoch gewechselt, was die Investitionsprogramme nicht mehr sicher erscheinen lässt. Doch der Konzern schlägt unvermindert die Werbetrommel: Amrize könne eine starke Erfolgsbilanz mit profitablem Wachstum vorweisen, was den marktführenden Positionen, wertsteigernden Akquisitionen und dem Fokus auf die Schaffung von Shareholder Value zu verdanken sei.

Infineon-CFO vor Einzug in den Holcim-Verwaltungsrat

Wie Holcim vor einer Woche mitgeteilt hatte, wird der derzeitige Chairman Jenisch nach der Abspaltung von Amrize deren CEO; dafür gibt er seinen Posten als Verwaltungsratspräsident bei Holcim auf. Wie Jenisch wird auch Jürg Oleas aus dem Verwaltungsrat von Holcim ausscheiden und in den Board von Amrize einziehen. Für die beiden frei werdenden Stellen im Holcim-Verwaltungsrat sollen der Generalversammlung Adolfo Orive, President und CEO von Tetra Pak, sowie Sven Schneider, Finanzvorstand von Infineon, vorgeschlagen werden.

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