Autohersteller

Honda will Raketen und Flugtaxen bauen

Der japanische Autohersteller Honda will in den Raketenbau einsteigen und Mondroboter sowie Flugtaxis entwickeln. Analysten fürchten, der Konzern könnte sich übernehmen, weil er auch die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte stemmen muss.

Honda will Raketen und Flugtaxen bauen

mf Tokio –

Japans zweitgrößter Autobauer Honda ignoriert den Trend weg von Konglomeraten und erweitert seine Geschäfte. Laut der „2030 Vision“ will das Unternehmen mit 13 Bill. Yen (101 Mrd. Euro) Jahresumsatz bis zum Ende dieses Jahrzehnts eine wiederverwendbare Rakete für den Start von Satelliten, einen Roboter für den Einsatz auf dem Mond und ein Flugtaxi zur Marktreife entwickeln. Dafür steigen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben um 7% auf jährlich 830 Mrd. Yen (6,4 Mrd. Euro).

Das Unternehmen begründet die Expansion mit Überschneidungen zu seinem Know-how bei Antrieben, Elektrifizierung, Robotik und künstlicher Intelligenz. „Kein anderes Unternehmen verfügt über diese Kernfähigkeiten“, betonte Sprecher Marcos Frommer.

In der Vergangenheit hat sich der japanische Hersteller mehrmals neu erfunden. Ab 1946 baute man zunächst Motorräder, bald folgten Automobile. Später kamen motorgetriebene Geräte wie Rasenmäher, Bootsmotoren, der humanoide Roboter Asimo, das kleine Düsenflugzeug Hondajet sowie ein Flugzeugtriebwerk dazu. Außer Toyota hat nur Honda ein kommerzielles Auto mit Brennstoffzelle und Wasserstoffantrieb im Programm.

Mit dem gleichen Innovationsgeist geht man die neuen Geschäftsfelder an. Zwar arbeiten weltweit über hundert Unternehmen an Kleinraketen. Doch CEO Toshihiro Mibe, seit April im Amt, strahlt Zuversicht aus: „Als Autobauer besitzen wir die Technologien für die Verbrennung von Treibstoff und wissen, wie man Kosten senkt.“ Binnen zwei Jahren wurde der Prototyp eines Raketenmotors für Flüssigtreibstoff entwickelt. Bei Robotern konzentriert sich Honda auf eine ferngesteuerte Avatar-Maschine mit Multi-Finger-Händen. Als Einsätze seien Erste Hilfe und die Monderkundung aus der Ferne angedacht. Ein Prototyp soll Anfang 2024 vorgeführt werden. Schon übernächstes Jahr will Honda mit Flugtests eines senkrecht startenden Airtaxis beginnen. Anders als die rein elektrischen Rivalen treibt ein Hybridmotor aus Lithium-Akku und Gasturbinen-Generator die Flugmaschine an.

Angesichts der vagen Umsatzaussichten der Entwicklungsprojekte befürchten Analysten jedoch, dass sich Honda an diesen Alleingängen überheben könnte. Vor allem müsse der Konzern den teuren Übergang ins elektrische Zeitalter stemmen. Das kürzlich abgegebene Versprechen, ab 2040 nur noch Elektroautos zu bauen, will man gemeinsam mit General Motors umsetzen – die eigenen Batterien waren offenbar nicht gut genug.

Bei Motorrädern hinken die Japaner hinterher. Rivale Kawasaki will fast alle Modelle bis 2035 und Yamaha bis 2050 elektrifizieren. Als Branchenführer mit 34% Weltmarktanteil bei motorisierten Zweirädern hat Honda viel zu verlieren. Im vergangenen Jahr brachten Motorräder 15% des Konzernumsatzes, aber 34% des Betriebsgewinns ein. Die operative Gewinnmarge von 12,6% basiert auf der gemeinsamen Nutzung von Motoren und Rahmen für viele Modelle.

„Der Druck zur Elektrifizierung der Zweiräder wächst“, warnte Analyst Seiji Sugiura vom Forschungsinstitut Tokai Tokyo. Bisher bietet Honda erst vier E-Modelle an, während Wettbewerber wie Piaggio mit seiner Elektro-Vespa und Start-ups mit innovativen Designs längst vorgeprescht sind.