Hotels hoffen auf Stabilisierung
hek Frankfurt
Die meisten Hoteliers haben extrem harte Monate hinter sich. Touristische Übernachtungen waren verboten, Geschäftsreisen wurden verschoben, Messen und Tagungen ins Virtuelle verlagert oder abgesagt. Die meisten Unterkünfte waren vorübergehend geschlossen. Trotz staatlicher Hilfen kämpfen viele Betriebe um die Existenz. Insbesondere eigentümergeführte mittelständische Hotelgruppen fielen mit Verlusten im dreistelligen Millionenbereich durch das Förderraster, geht aus dem Frühjahrsgutachten des Rates der Immobilienweisen hervor.
Die Coronakrise trifft aber nicht alle gleich. Ferienhotels an Ost- und Nordsee sind vergleichsweise wenig betroffen, Stadthotels in Messe- und Kongresszentren besonders stark. Projektentwicklungen werden, falls möglich, gestoppt oder in Wohn- oder Bürogebäude umgewidmet.
Notverkäufe eine Ausnahme
Die für die Stadthotellerie wichtige Nachfrage der Geschäftsreisenden werde noch mindestens zwei bis drei Jahre unter dem Vorkrisenniveau verharren, befürchten die Immobilienweisen. Schuldenabbau und Kapitaldienst erschwerten die wirtschaftliche Erholung der Hotellerie.
Zuletzt hat sich das Geschäft infolge der Lockerungen erholt, liegt aber noch weit unter dem Vor-Corona-Niveau. Im Mai zählten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts 14,3 Millionen Übernachtungen, ein Anstieg um 29% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Doch gemessen an Mai 2019 ist ein Einbruch um zwei Drittel zu verzeichnen. Falls die Lockerungen bestehen bleiben oder ausgeweitet werden, „dürfte sich die Belebung in den kommenden Monaten fortsetzen“, verbreiten die Experten des Statistischen Bundesamts Hoffnung.
Die Lage im Juni hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) mittels einer Branchenumfrage ausgeleuchtet. Demnach lagen die Umsätze der Beherbergungsbetriebe noch um 37% unter dem Niveau von Juni 2019. Ähnlich starke Einbußen setzen der Gastronomie zu. „Nach insgesamt neun Monaten Lockdown erholen sich die Betriebe nur langsam von den verheerenden Folgen der Pandemie“, klagt Verbandspräsident Guido Zöllick.
Die amtlichen Umsatzdaten reichen bis Mai. Demnach sind die Erlöse der Beherbergungsbetriebe in dem Monat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 26% im Vergleich zu April gestiegen. Gegenüber Mai 2020, als die Hotels noch stärker in ihrem Betrieb eingeschränkt waren, stieg der reale Umsatz um 11%.
Derweil kommt der Investmentmarkt nach Einschätzung führender Immobiliendienstleister allmählich wieder in Gang. „Die letzten drei Monate waren die transaktionsstärksten seit rund einem Jahr“, sagt René Schappner, Head of Hotel bei Colliers. „Der Hotelinvestmentmarkt verlässt in kleinen Schritten das Coronatal.“ Das Segment erhole sich aber langsamer als der gesamte gewerbliche Immobilienmarkt, was überwiegend auf das weiter schwierige Finanzierungsumfeld für Hotelimmobilien zurückgehe, weniger auf mangelndes Investoreninteresse.
Nach Beobachtung des Immobiliendienstleisters CBRE stehen risikoarme Hotels im Fokus des Investoreninteresses. Gerade bei hochwertigen Hotelimmobilien in Top-Lagen gebe es nur geringe Preisrückgänge. BNP Paribas Real Estate hingegen kommt zu der Einschätzung, dass viele Investoren aufgrund der Corona-Unsicherheit weiter zurückhaltend sind, während gleichzeitig die Investmentumsätze seit dem zweiten Quartal 2020 stiegen. Es würden „durchaus attraktive Preise“ erzielt, Notverkäufe seien die Ausnahme.
„Die Krise hat gezeigt, wie wichtig für Investoren Mieter mit einer guten Bonität sind“, fasst CBRE-Experte Dirk Richolt Lehren aus der Pandemie zusammen. Einige Pächter hätten durchgehend gezahlt, was ihnen künftig Vorteile im Wettbewerb um die besten Standorte verschaffe.
Nach Berechnung der Immobiliendienstleister haben in den ersten sechs Monaten 2021 Hotelimmobilien für gut 1 Mrd. Euro den Besitzer gewechselt. Das Ergebnis liegt um gut ein Fünftel unter dem zehnjährigen Durchschnitt. „Somit wird deutlich, dass viele Investoren weiter an der Seitenlinie verharren und eine Erholung der Tourismus- und Geschäftsreisemärkte abwarten“, meint Alexander Trobitz, Geschäftsführer und Head of Hotel Services bei BNP Paribas Real Estate. Für das Gesamtjahr erwarten die Branchenexperten Transaktionen über rund 2 Mrd. Euro. Größter Deal im ersten Halbjahr war der Turm am Mailänder Platz in Stuttgart, den der Projektentwickler Strabag Real Estate für 137 Mill. Euro an Union Investment veräußerte. Das bekannteste transferierte Objekt war wohl die Villa Kennedy in Frankfurt, die an die Investmentfirma Conren Land ging.
Finanzstarke kaufen zu
Finanzstarke Ketten wie die zur britischen Whitbread gehörende Premier Inn nutzen die Krise für Akquisitionen. „Wir sind gut aufgestellt, um unser Wachstum in Deutschland zu beschleunigen“, sagt Whitbread-CEO Alison Brittain. Ziel sei, in den meisten größeren deutschen Städten präsent zu sein. Im vergangenen Dezember übernahm Premier Inn 13 Hotels von der Centro-Gruppe. Im Juli wurde in Hannover das 28. Hotel der in der Economy- oder der Premium-Economy-Klasse angesiedelten Kette in Deutschland eröffnet.