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Huawei geht in Schrumpfmodus

Internationale Restriktionen bringen Chinas Technologieriesen Huawei zusehends in Schwierigkeiten. Erstmals schrumpfen die Erlöse, während die Gewinndynamik deutlich nachlässt.

Huawei geht in Schrumpfmodus

nh Schanghai –

Für den chinesischen Telekomausrüster und Smartphonebauer Huawei Technologies erweisen sich die zahlreichen Behinderungen durch US-Restriktionen beim Bezug von Technologiekomponenten und der Ausschluss aus zahlreichen Ländern beim Aufbau von neuen 5G-Mobilfunknetzwerken als immer ernstere Bedrohung. Mit den Anfeindungen durch die US-Regierung, die den eigentlich privatwirtschaftlichen Huawei-Konzern als einen verlängerten Arm des chinesischen Staates bei dessen globalen Dominanzbestrebungen im Technologiebereich ansieht und als Sicherheitsrisiko einstuft, beginnen Huawei die Felle immer mehr wegzuschwimmen.

Im am Mittwoch frisch vorgelegten Zahlenwerk für das Geschäftsjahr 2020 lässt sich ablesen, dass Huawei erstmals überhaupt seit der regelmäßigen Publikation von Geschäftszahlen mit einem negativen Wachstum konfrontiert wird. Im Dezemberquartal sanken die Konzernerlöse um 11% gegenüber der Vorjahresperiode auf 220 Mrd. Yuan (28,6 Mrd. Euro). In den vorangegangenen beiden Quartalen waren Huaweis Konzernumsätze noch um knapp 4% beziehungsweise 24% gewachsen.

Die Entwicklung reflektiert vor allem Huaweis nunmehr rasche Absatzerosion im globalen Smartphonemarkt, die eine direkte Folge der Restriktionen bei dem Bezug von hochwertigen Mikrochips und der Verwendung von Google-Software ist. In diesem Jahr dürfte Huawei, der bisherige Platzhirsch unter den chinesischen Smartphoneherstellern, auch im Vergleich zur heimischen Konkurrenz nur noch eine marginalisierte Rolle spielen (siehe Grafik).

Demgegenüber hat die im Herbst aus dem Huawei-Konzern herausgeschälte und abverkaufte Einheit Honor wachsende Chancen, sich als neue Eigenmarke für Budgethandys im Markt zu etablieren. Durch die völlige Loslösung vom Huawei-Konzern ist Honor nun in der Lage, wieder hochwertige Chips von US-Herstellern wie Qualcomm oder Intel zu beziehen, und kann nun auch im Gegensatz zu Huawei das Betriebssystem Android mitsamt den gängigen Google-Applikationen ungehindert nutzen.

Auch für das gesamte zurückliegende Geschäftsjahr sehen Huaweis Geschäftszahlen wenig rosig aus. Der Konzernumsatz wuchs um für Huawei-Verhältnisse magere 3,8% auf 891 Mrd. Yuan an, das bedeutet die niedrigste Wachstumsrate seit dem Beginn der regelmäßigen öffentlichen Verbreitung von Ergebnissen vor zehn Jahren. Der Gewinn nach Steuern erhöhte sich ebenfalls nur verhalten um 3,2% auf 64,6 Mrd. Yuan. Die Nettogewinnmarge wurde dabei abgetragen. Zum Jahresultimo betrug sie noch 7,3% nach 9,2% zur Jahresmitte. Neben der Misere im Smartphonemarkt führen auch die wachsenden Behinderungen im sogenannten Carriergeschäft mit Netzwerkausrüstung für Telekomgesellschaften zu einem Dynamikverlust. Trotz einer weltweiten Aufrüstungsoffensive bei der neuen 5G-Mobilfunknetzgeneration kommt das Carriergeschäft des noch weltgrößten Telekomausrüsters nicht mehr vom Fleck. Die Spartenumsätze legten nur um 0,2 % auf knapp 303 Mrd. Yuan zu.

In der Sparte Konsumgeräte, zu der auch das Smartphonegeschäft zählt, sah man einen Erlösanstieg um 3,3% auf 483 Mrd. Yuan. Lediglich die sogenannte Enterprise-Sparte mit Kommunikationslösungen für Unternehmenskunden zeigt mit einem Anstieg der Erlöse um 23% auf 100 Mrd. Yuan eine gewohnte Wachstumsdynamik. In diesem Bereich will sich Huawei unter anderem bei Cloud-Diensten stärker positionieren.

Wie sehr die von den USA angestoßenen Sicherheitsbedenken gegenüber Huawei das internationale Geschäft behindern, zeigt auch eine geografische Betrachtung der Erlösdynamik. So konnte Huawei im Heimatmarkt trotz eines Rückschlags im Smartphonevertrieb noch um gut 15% zulegen. Damit steuert der Heimatmarkt mittlerweile zwei Drittel des Umsatzaufkommens bei. Demgegenüber sind Huaweis Umsätze in Europa, Afrika und Nahost um 12,2% geschrumpft und wurden auch im asiatisch-pazifischen Raum um fast 9% zurückgedrängt.