Hugo Boss drückt nach Gewinneinbruch auf die Kostenbremse
Hugo Boss drückt verstärkt
auf Kostenbremse
Modekonzern zieht Konsequenz aus Gewinneinbruch
md/Reuters Frankfurt
Hugo Boss tritt nach dem Gewinneinbruch im zweiten Quartal auf die Kostenbremse und will so der mauen Konsumlaune trotzen. Derzeit sei nicht absehbar, wann sich die negative Verbraucherstimmung weltweit wieder aufhelle, sagte Finanzvorstand Yves Müller in einer Telefonkonferenz. „Deshalb legen wir im zweiten Halbjahr und darüber hinaus einen noch stärkeren Fokus auf das, was wir selbst in der Hand haben – unsere Kosten.“ Erste Einsparungen seien bereits erzielt worden, so dass die Kostensteigerung im zweiten Halbjahr gegenüber den 7% in den ersten sechs Monaten „deutlich geringer“ ausfallen werde.
Müller will vor allem bei den Verwaltungs- und Vertriebskosten sowie beim Marketingbudget den Rotstift ansetzen. Aber auch beim Personal seien Einsparungen geplant. Da werde Boss die Fluktuation etwa in seinen Läden nutzen. „Wir machen unsere Hausaufgaben, um bereit zu sein, wenn sich die Marktstimmung wieder aufhellt“, betonte Müller. Er verwies darauf, dass die Resonanz auf die Kollektion für die nächste Winter- und Frühjahrssaison gut sei.
Operatives Ergebnis bricht um 40 Prozent ein
Boss verzeichnete im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang um 1% auf 1,02 Mrd. Euro. Der operative Gewinn (Ebit) brach um mehr als 40% auf 70 Mill. Euro ein. Bereits Mitte Juli hatte der Vorstand deshalb seine Jahresziele kassiert. Er erwartet nur noch ein Erlösplus zwischen 1% und 4% auf 4,2 bis 4,35 Mrd. Euro. Zuvor hatte der Vorstand ein Wachstum von 3% bis 6% angepeilt. Beim Ebit wird eine Spanne zwischen minus 15% und plus 5% erwartet – statt des ursprünglich avisierten Zuwachses von 5% bis 15%.
Nach dem Kursrutsch nur ein Hoffnungsschimmer
Bei Investoren fanden die Kostensenkungspläne durchaus Anklang: Die im MDax enthaltene Hugo-Boss-Aktie schloss 5,1% fester mit 38,61 Euro. Allerdings hatte das Papier vor gut einem Jahr noch ein Langzeithoch von 75,26 Euro erreicht.
CEO Grieder konkretisiert
Daniel Grieder, Vorstandschef von Hugo Boss, wird in einer Mitteilung in Bezug auf die Ansatzpunkte für Einsparungen konkret: Der Konzern werde „weitere Einsparpotenziale in der globalen Beschaffung heben, was sich bereits in der ersten Jahreshälfte in einer soliden Verbesserung der Bruttomarge niedergeschlagen hat.“ Darüber hinaus habe man zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um die Effizienz und Effektivität über das gesamte Unternehmen hinweg zu steigern, „wobei wir uns auf unsere in den letzten Jahren etablierte robuste organisatorische Plattform stützen.“ Dazu gehöre auch die Vermeidung von Aufwendungen in nicht-strategischen Unternehmensbereichen, insbesondere im Vertrieb, Marketing und der Verwaltung.
„Insgesamt werden diese Maßnahmen das Kostenwachstum in Zukunft spürbar begrenzen und unsere Ergebnisentwicklung bereits in der zweiten Jahreshälfte kräftig unterstützen“, so Grieder.
Ähnliche Probleme bei der Konkurrenz
Hugo Boss war in den vergangenen Jahren erfolgsverwöhnt. Seit 2019 wuchs der Umsatz um insgesamt die Hälfte. Doch Inflation und die makroökonomischen Unsicherheiten setzen dem Konzern und der gesamten Branche zu. So hatten zuletzt der Gucci-Mutterkonzern Kering und das weltgrößte Luxusgüterunternehmen LVMH über schwache Quartalszahlen berichtet.