Immer häufiger richtig Zoff
md – Das Verhältnis des Lebensmittel-Einzelhandels (LEH) zu den Lieferanten, insbesondere zu großen Markenherstellern, hat sich in den vergangenen Jahren verschlechtert. Es kam zu (zeitweiligen) Auslistungen von Markenprodukten, die Experten als im Grunde unverzichtbar für einen Lebensmittelhändler erachten. Sie waren die Folge lang andauernder Verhandlungen über Preise und andere Konditionen, in denen es zu keinen nennenswerten Fortschritten kam.So hatte 2016 der Discounter Lidl Schlagzeilen gemacht, als er Coca-Cola für gut zwei Monate aus den Regalen warf. Dabei ist die Brause seit einer gefühlten Ewigkeit die wertvollste Konsumartikelmarke der Welt; laut einer Analyse von Kantar Millward Brown lag der Wert zuletzt bei 90 Mrd. Dollar.Der wohl aufsehenerregendste Streit um Einkaufskonditionen ist zwei Jahre her: Von September 2017 bis Mai 2018 hatten sich der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé (Maggi, Thomy, Wagner-Pizza, Nespresso, Kitkat, Felix u. a.) und Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka über Preise und Konditionen sowie ergänzende Aktionen wie Werbung und Präsentationen gezofft. Peu à peu nahmen die Händler damals Produkte von Nestlé aus ihren Regalen. Am Ende boykottierte Edeka rund 200 Markenartikel der Schweizer, bevor es zur Einigung kam.Dass der Frieden zwischen Nestlé und Edeka brüchig ist, zeigte sich erst Mitte vorigen Jahres wieder, als Edeka über 160 Markenprodukte von Nestlé nicht mehr nachbestellte. Ziel war auch hier, bessere Einkaufskonditionen zu erzielen. In Deutschland ist der Schweizer Konzern nach Dr. Oetker die Nummer 2 auf dem Lebensmittelmarkt.Der Markenhersteller kritisierte damals die unterschiedlichen Kräfteverhältnisse: Nestlé komme in Deutschland auf einen Jahresumsatz von 3,2 Mrd. Euro, die Edeka-Gruppe dagegen auf 52 Mrd. Euro. Der Handel konterte, dass zwar die Umsätze höher sind, dafür sei aber die Gewinnspanne niedriger.