Impfstoff-Allianz Cepi rüstet auf

Herstellungskapazität für vier Milliarden Einheiten - Auch deutsche Firma Curevac wird unterstützt

Impfstoff-Allianz Cepi rüstet auf

Wenn sich einer der 16 Impfstoffkandidaten gegen Covid-19, die derzeit an Menschen erprobt werden, als wirksam herausstellt, wird es auch um die Logistik der Produktion gehen. Darum kümmert sich die Impfstoff-Allianz Cepi in Oslo. Sie hat 829 Mill. Dollar investiert, unter anderem bei der deutschen Firma Curevac.cru Frankfurt – Die internationale Impfstoff-Finanzierungsinitiative Cepi (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations) ist für den Fall einer erfolgreichen Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 zuversichtlich, den globalen Bedarf schnell decken zu können. Bis zu vier Milliarden Dosen könnten pro Jahr produziert werden, sagte James Robinson, Leiter der Herstellungsstrategie bei der in Oslo ansässigen Cepi, der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei seien acht bis zehn regionale Vertriebsstandorte geplant, “damit wir nicht alles zentral machen und dann in die ganze Welt verschicken müssen”, erklärt Robinson.Derzeit unterstützt CEPI die Forschung an neun von weltweit 161 Impfstoffprojekten – davon 16 in Humanversuchen – mit einer Summe von 829 Mill. Dollar, darunter die deutsche Firma Curevac, an der sich die Bundesregierung beteiligt hat und die von der Bank of America und Jefferies an die Nasdaq begleitet werden soll. Das Unternehmen hat von deutschen und belgischen Zulassungsbehörden grünes Licht zum Start der klinischen Phase 1 mit einem Impfstoffkandidaten erhalten. Die Tübinger setzen dabei ebenso wie die Mainzer Firma Biontech mit Pfizer auf eine Gentherapie mit dem mRNA-Ansatz. Als weit fortgeschritten gilt derzeit auch AstraZeneca. Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande haben deshalb mit dem britischen Pharmakonzern einen ersten Vertrag über mindestens 300 Millionen Impfdosen geschlossen.Von Cepi gefördert werden neben Curevac auch Inovio Pharmaceuticals, die Universität in Queensland mit CSL, Moderna mit Unterstützung der US-Regierung, Novavax, die Universität Oxford mit AstraZeneca, Clover Biopharmaceuticals, die Universität in Hongkong, und ein Konsortium unter der Leitung des Institut Pasteur mit der Universität in Pittsburgh und Themis Bioscience, das kürzlich von Merck gekauft wurde.Cepi ist eine 2016 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos gegründete weltweite Allianz in öffentlich-privater Partnerschaft zwischen Regierungen, der WHO, der EU-Kommission, Forschungseinrichtungen, der Impfstoffindustrie und privaten Geldgebern, unter anderem der Bill & Melinda Gates Foundation, zum Aufbau eines Forschungsnetzwerks für die Erforschung neuer Impfstoffe zur besseren Reaktion auf virale Infekte. Infektionswelle in USAIn den USA beschleunigt sich derweil die Ausbreitung des Coronavirus – und die Entwicklung verschlechtert sich zusehends im Vergleich mit anderen westlichen Ländern. Die Reproduktionszahl in den USA ist auf 1,15 gestiegen – gegenüber 1,14 am 22. Juni -, ein Hinweis darauf, dass die Ausbreitung sich beschleunigt. “Unsere Vorhersage für die Gesamtzahl der Infektionen liegt jetzt bei 3,1 Millionen, und dies sollte als Best-Case-Szenario betrachtet werden”, kommentiert Morgan-Stanley-Analyst Matthew Harrison. Angesichts der derzeitigen Entwicklung werde sich die Prognose wohl bald verschlechtern und es sei spätestens im Herbst mit regionalen Lockdowns zu rechnen. Am schnellsten drohe dies in Houston (Texas).Ob die ambitionierten Zeitpläne bei der Entwicklung eines Impfstoffes realisierbar sind, ist offen. “Eine Zulassung dauert 18 bis 24 Monate – wenn es schnell geht”, warnt Analyst Olaf Tölke von Scope Ratings vor überhöhten Erwartungen. Realistisch wäre somit die zweite Jahreshälfte 2021. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein wirksamer Impfstoff entwickelt wird, schätzt Morgan Stanley als hoch ein: “Wir glauben, es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, einen oder mehrere Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 zu entwickeln”, urteilt Morgan-Stanley-Analyst Harrison. Erstens hätten die meisten – und vielleicht sogar alle – mit Covid-19 infizierten Patienten ein gewisses Maß an Antikörperreaktion entwickelt. Das lasse vermuten, dass auch ein Impfstoff in der Lage sein werde, eine Antikörperreaktion auszulösen. Zweitens habe sich das Spike-Protein, auf das die meisten Impfstoffkandidaten abzielen, als genetisch stabil erwiesen, und darüber hinaus sei die Wahrscheinlichkeit, dass Coronaviren mutieren, geringer als bei den Viren der saisonalen Grippe. Drittens zeigten Daten aus vorklinischen Studien an mit Corona infizierten nichtmenschlichen Primaten, dass diese Affen eine Immunität gegen eine zweite Erkrankung entwickelt hätten.”Diese Daten sind aus mehreren Gründen von Bedeutung”, erläutert Harrison. Aus ihnen ergebe sich, dass Menschen, die erkrankt waren und wieder genesen, immun sein könnten gegen eine zweite Infektion. “Die relative Stabilität des viralen Genoms und die Re-Challenge-Studie bei nichtmenschlichen Primaten, zusammen mit Fortschritten in der Impfstoffentwicklung, geben uns ein hohes Maß an Zuversicht, dass ein wirksamer Impfstoff auf der Grundlage eines oder mehrerer dieser Kandidaten entwickelt wird, die gerade getestet werden. Wir erwarten Phase-II-Daten im Herbst und Phase-III-Daten bis Ende 2020 für die führenden Impfstoffkandidaten.” Viren-Kampf in den ZellenInsgesamt heben die Forscher hervor, dass bei den am weitesten fortgeschrittenen Impfstoffkandidaten neutralisierende Antikörper die Wirtszellen vor einer Infektion schützen, aber eine zelluläre Reaktion benötigt wird, um die Zellen abzutöten, die bereits mit Sars-CoV-2 infiziert sind. “Insgesamt glauben wir, dass die Antikörper-Impfstoffkandidaten eine hohe Wahrscheinlichkeit der Verringerung des Schweregrades der Krankheit haben, während Impfstoffkandidaten im späteren Stadium, die eine normale Infektion imitieren, ein höheres Maß an Schutz gewähren, indem die Immunität sowohl humoral als auch zellvermittelt induziert wird”, schreibt Harrison. “Ob es einen Impfstoffkandidaten gibt, der beides kann, wird sich erst in Phase III der klinischen Studien erweisen.” Die Herdenimmunität könne in den USA bis zum Sommer 2021 erreicht werden. – Wertberichtigt Seite 8