Pharmaindustrie

Impfstoffanbieter präparieren sich für die vierte Welle

Mit fortschreitender Pandemie rücken Impfungen zur Auffrischung der Immunabwehr näher, Biontech und Pfizer haben Zulassungsanträge eingereicht.

Impfstoffanbieter präparieren sich für die vierte Welle

swa Frankfurt –  Nach der Grundimmunisierung laufen die Vorbereitungen für eine fortgesetzte Bekämpfung der Covid-19-Pandemie. Biontech und Pfizer wollen erreichen, dass ihr Impfstoff in den USA auch für eine Auffrischung („Booster“) eine reguläre Zulassung bekommt. Die Unterlagen dazu sollen noch in dieser Woche bei den Behörden eingereicht werden, teilen die Pharmakonzerne mit. Bislang hat die Auffrischung für Menschen ab 16 Jahren nur eine Notfall-Zulassung. Die US-Gesund­heitsbehörde FDA hat dem Vakzin der beiden Anbieter für die Erstimpfung kürzlich die reguläre Zulassung erteilt.

Nach jüngsten Studien lässt der Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus bereits einige Monate nach der vollständigen Impfung etwas nach. Als Referenzpunkt nahmen britischen Forscher die in ihrer Studie ermittelte Immunantwort einen Monat nach der zweiten Impfdosis, die ihnen zufolge bei Biontech 88% erreichte und bei AstraZeneca 77%. Bei Biontech nahm die Schutzwirkung vor einer Infektion innerhalb der nächsten vier Monate um 14 Prozentpunkte auf 74% ab, wie aus der großangelegten Studie nach Informationen von dpa-afx hervorgeht. Beim Vakzin von AstraZeneca waren es 10 Prozentpunkte innerhalb von drei Monaten. Der Schutz vor einer Ansteckung lag dann den Angaben zufolge bei 67%.

Starker Booster-Effekt

Für die Studie habe das Team um Tim Spector vom King’s College London Testergebnisse von mehr als 1,2 Millionen Probanden ausgewertet, die in den Monaten zwischen Dezember 2020 und Juli 2021 geimpft wurden. Den Autoren zufolge ist die Untersuchung eine der weltgrößten Studien zur Wirksamkeit der Impfstoffe. Bei den ausgewerteten Infektionen bezögen sich die Forscher auf positive Testergebnisse zwischen dem 26. Mai und Ende Juli. So ließen sich die Ergebnisse auf die seitdem in Großbritannien vorherrschende, hochansteckende Delta-Variante beziehen.

Allerdings macht die Studie keine Aussagen über symptomatische Erkrankungen, schwere Verläufe oder das Risiko, an Covid-19 zu sterben. Die abnehmende Schutzwirkung bezieht sich allein auf das Risiko, sich überhaupt zu infizieren.

Spector zufolge liefern die Ergebnisse eine mögliche Erklärung für vermehrte Infektionen von vollständig Geimpften. Schlimmstenfalls könne die Schutzwirkung für Ältere und medizinische Angestellte, die bereits vor einigen Monaten geimpft worden sind, im Winter unter 50% fallen. „Wir müssen dringend Pläne für Booster-Impfungen machen“, forderte Spector. Diese dritte Impfung werde in Großbritannien gegenwärtig diskutiert, sei aber noch nicht offiziell von der lokalen Impfkommission empfohlen worden. Die abnehmende Schutzwirkung sei aber ausdrücklich kein Grund, sich nicht impfen zu lassen, betonten die Forscher. Die Vakzine seien für die Mehrheit der Bevölkerung ein hochwirksamer Schutz gegen Covid-19.

Erste positive Daten gibt es auch für eine zweite Impfung mit dem Vakzin von Johnson & Johnson, das bislang für die Grundimmunisierung nur einmal verabreicht wird. Der zweite Piks habe die Zahl der Antikörper deutlich erhöht, teilt der Konzern auf Basis von Daten aus einer Studie in früher Phase 1/2a mit. Eine zweite Dosis führe zu einem neunmal höheren Niveau bindender Antikörper als 28 Tage nach der ersten Dosis. Der Konzern betont, dass die einmalige Impfung über acht Monate eine hohe Immunabwehr bewiesen habe, mit der Auffrischung könne diese aber weiter erhöht werden. Es werde nun mit den zuständigen offiziellen Stellen diskutiert, ob ein Booster acht Monate nach der ersten Dosis oder später verabreicht werden sollte.

Zweite Generation

Auch das US-Unternehmen Moderna arbeitet an einer Auffrisch-Impfung, wobei das Vakzin für den Booster zudem auf eine Virusmutante ausgerichtet ist. Weitere Firmen haben Impfstoffe der zweiten Generation in der Entwicklung, die speziell auf Virusvarianten abzielen.

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