Siemens Gamesa

Im Rückwärtsgang: Umsatz schrumpft, Ziele verschoben

Siemens Gamesa setzt die Serie von Fehlschlägen fort. Der Windkraftanlagen-Hersteller braucht länger für den Onshore-Turnaround, und die Projekt-Sonderkosten für eine neue Generation von Windrädern steigen.

Im Rückwärtsgang: Umsatz schrumpft, Ziele verschoben

mic München

Siemens Gamesa hat die gesenkte Prognose für das Geschäftsjahr 2020/21 (30. September) nur knapp erreicht und verschiebt die mittelfristigen Renditeziele. „Unter den gegenwärtigen Umständen dauert es länger als ursprünglich gedacht“, sagte Vorstandsvorsitzender Andreas Nauen bei der Bilanzvorlage in einer einstündigen Analystenkonferenz am Freitagabend, bei der nur eine Frage pro Person erwünscht war. Das Ziel einer bereinigten operativen Marge (Ebit) von 8 bis 10% werde nicht im Geschäftsjahr 2023 (damit ist der Turnus 2022/23 gemeint), sondern – so die zeitlich unpräzise Formulierung – 2024/2025 erreicht, erklärte der Windkraftanlagen-Hersteller.

Siemens Gamesa hat vor allem mit dem Verlustbringer Onshore zu kämpfen, also mit der Produktion landgestützter Windräder. Nauen wollte sich auf Nachfrage nicht festlegen, wann der Turnaround in dem Segment gelingen könnte. Finanzvorständin Beatriz Puente ließ erkennen, dass dies mit dem Erreichen des Mittelfristziels verbunden sein muss.

Im vergangenen Geschäftsjahr erfüllte der Konzern seine gesenkte Prognose nur knapp. Der Umsatz stieg um 7,5% auf 10,198 Mrd. Euro. Es waren ursprünglich 10,5 und zuletzt 10,2 Mrd. Euro versprochen worden. Alle Ergebnisgrößen sind tiefrot, der Nettoverlust betrug 627 Mill. Euro. Auch die operative Rendite war negativ, obwohl Siemens Gamesa zahlreiche Belastungen herausrechnet (Ebit-Marge vor Kaufpreisallokationen und vor Integrations- und Restrukturierungskosten). Die Rendite betrug –0,9%. Zu Beginn des Geschäftsjahres waren 3 bis 5% prognostiziert worden, seit Juli stand „–1 bis 0%“ in der Planung.

Im angelaufenen Geschäftsjahr rechnet Siemens Gamesa mit einer Rendite von 1 bis 4%. Nauen verwies auf sieben Belastungsfaktoren wie etwa steigende Rohstoffpreise. Der Umsatz soll um 2 bis 7% sinken, obwohl Windenergie ein Wachstumsmarkt ist. Puente erklärte, der Onshore-Umsatz werde schrumpfen.

Auch im vierten Quartal führte die Projekt-Fehlkalkulation beim Aufbau einer neuen Generation von On­shore-Windrädern, die die Bilanz-Präsentation in einer Überschrift fehlerhaft „Siemen Gamesa 5.X“ nennt, zu Sonderbelastungen. Sie betrugen 69 Mill., so dass im Gesamtjahr 298 Mill. Euro angesetzt werden mussten.

Siemens Gamesa
Konzernzahlen nach IFRS 1
in Mill. Euro 2020/21 2019/20
Auftragseingang12 18514 736
Umsatz 10 1989 483
Ebit bereinigt2–96–233
Ebit-Marge bereinigt (%)–0,9–2,5
Ebit–522–7958
Finanzergebnis–41–59
Nettoergebnis– 7627–918
Capex677601
Nettofinanzvermögen–207–49
1) Geschäftsjahr endet am 30. September;2) Vor Abschreibungen auf Kaufpreisallokation und vor Integrations- und RestrukturierungskostenBörsen-Zeitung
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