Finanzierungsrunde

Infarm holt sich 200 Mill. Dollar

Die 2013 in Berlin gegründete Infarm, betreibt weltweit schon mehr als 100 Indoor-Gewächshäuser in Supermärkten. Jetzt nimmt das Start-up den Nahen Osten ins Visier und holt in einer neuen Finanzierungsrunde auch die Qatar Investment Authority an Bord.

Infarm holt sich 200 Mill. Dollar

sp Berlin

Die 2013 in Berlin gegründete Infarm, die Indoor-Gewächshäuser in Supermärkten betreibt, hat 200 Mill. Dollar bei Investoren unter der Führung der Qatar Investment Authority (QIA) eingesammelt. Die Bewertung des Start-ups ist im Rahmen der Series D auf „weit mehr“ als 1 Mrd. Dollar gewachsen, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Infarm ist damit das jüngste Nachwuchsunternehmen, das sich in die wachsende Herde der sogenannten Einhörner einreiht, die milliardenschwere Bewertungen ausweisen. Mit den frischen Mitteln will Infarm unter anderem den Markteinstieg im Nahen Osten finanzieren und bis 2023 seine erste Gewächsfarm in Katar eröffnen. Hier sollen neben Kräutern, Salaten und Blattgemüse dann auch Cherrytomaten, Erdbeeren und andere Obstsorten geerntet werden.

Seit dem Frühjahr galt Infarm, die ihren Sitz mittlerweile in Amsterdam hat, als Kandidat für einen Börsengang über ein Spac (Special Purpose Acquisition Company) zu einer Bewertung in Höhe von 1 Mrd. Dollar. Die Investmentbank Goldman Sachs sei vom Management damit beauftragt worden, entsprechende Optionen auszuloten, hieß es damals in Medienberichten. Kurz zuvor hatte Infarm 100 Mill. Dollar in einer Venture-Finanzierung zu einer nicht genannten Bewertung bei der britischen Venture-Firma Atomico und der israelischen Hanaco Venture Capital eingesammelt.

Es habe viele Gespräche gegeben, Infarm werde zunächst aber in privater Hand bleiben, sagte Firmenmitgründer und Co-CEO Erez Galonska am Donnerstag laut Reuters. „Der Spac-Markt ist eher nichts für ein Start-up wie unseres“, erklärte Galonska, der die Firma zusammen mit seinem Bruder Guy Galonska sowie Osnat Michaeli gegründet hat. „Wir halten uns alle Optionen offen“, sagte er mit Blick auf einen möglichen Börsengang.

Insgesamt hat Infarm nach der jetzt abgeschlossenen Finanzierungsrunde mehr als 600 Mill. Dollar bei Investoren eingesammelt. Zu den Bestandsinvestoren gehören unter anderem der Fonds Atomico von Skype-Gründer Niklas Zennström, der Venture-Arm des schwedischen Medienkonzerns Bonnier, die LGT-Tochter Lightrock sowie die Duisburger Familien-Holding Haniel.

Tausend vertikale Farmen

Infarm wirbt für seine Indoor-Gewächshäuser mit dem vergleichsweise geringeren Wasser- und Bodenverbrauch. In sechs Wochen verwandelt Infarm mit der eigenen Technologie eine Fläche mit der Größe eines Wohnzimmers in eine vertikale Farm, deren Ertrag der Erntemenge auf Ackerland von der Größe eines Fußballfeldes entspreche, wirbt das Start-up für „Vertical Farming“. Zu den Kunden zählen Supermarktketten wie Kaufland, Aldi Süd, Coop, Kroger oder Marks&Spencer. Insgesamt betreibt das Start-up weltweit schon mehr als 1000 Indoor-Gewächshäuser und 17 großflächige Indoor-Gewächsfarmen.