Infineon peilt Kapitalrendite von 12 Prozent an
sck München – Infineon hat im neuen Geschäftsjahr 2023 (per 30. September) eine Kapitalrendite von rund 12 % im Visier. Dies geht aus dem auf der Internetseite des Chipkonzerns veröffentlichten Bericht für das zurückliegende Geschäftsjahr 2022 hervor. Im vergangenen Zwölfmonatsberichtsturnus steigerte Europas größter Halbleiterhersteller seine Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) deutlich um 4,2 Prozentpunkte auf 12,6 %.
Das ging einher mit Rekordzahlen beim Umsatz und Ergebnis, über die das Dax-Mitglied Mitte November berichtet hat (vgl. BZ vom 15. November). Ursprünglich peilte Infineon für 2022 eine Kapitalrendite von „mindestens“ 10 % an (vgl. BZ vom 8.12.2021). Im Laufe des Berichtsjahres erhöhte das Management diese Vorgabe auf „etwa“ 11 %.
Im angelaufenen Geschäftsjahr 2023 rechnet der Vorstand unter seinem neuen Vorsitzenden Jochen Hanebeck mit weiteren geschäftlichen Impulsen trotz einer allgemeinen Abschwächung der Wirtschaft. Hanebeck führt die AG seit Anfang April dieses Jahres. Der Konzern steuert neue Bestwerte bei den Erlösen, beim operativen Ergebnis (Segmentergebnis) und bei der Umsatzrendite an. Damit übertraf Infineon die Analystenerwartungen und überzeugte die Anleger, obgleich die Prognose der Konzernführung eine nachlassende Dynamik impliziert – allerdings nicht so stark, wie mancher zuvor noch befürchtet hatte.
Nach dem Kurssturz in der ersten Jahreshälfte hat sich die Aktie von Infineon etwas erholt. Seit Ende September gewann das Papier nahezu zwei Fünftel an Wert. Gegenüber Jahresultimo 2021 schlägt aber ein Kursminus nach derzeitigem Stand von ein Viertel zu Buche. Am Dienstag notierte der Titel im Xetra-Handel zeitweise 1,5 % auf 31,11 Euro fester. Infineon bringt am Markt insgesamt über 40 Mrd. Euro auf die Waage.
Trotz einer Unsicherheit an den Kapitalmärkten aufgrund der Zinswende, einer hohen Inflation und der Energiekrise infolge des Ukraine-Krieges hält CEO Hanebeck unbeirrt an seiner Wachstumsstrategie fest. Infineon will vom Trend zur Elektromobilität, zur Dekarbonisierung und Digitalisierung profitieren. Daher baut der Konzern seine Fertigungskapazitäten weiter aus, da trotz der Konjunkturdelle der Vorstand mit einer nachhaltig robusten Nachfrage nach hochmodernen Leistungshalbleitern rechnet.
CEO bezieht über 3 Mill. Euro
Die Investitionen befinden sich ebenfalls auf Rekordniveau. Infineon plant, diese 2023 auf 3 (i.V. 2,3) Mrd. Euro auszuweiten. Deren Anteil am Umsatz stiege auf 19,4 (16,3) %, wenn man die Konzernprognose berücksichtigt. Infineon beliefert unter anderem die Autoindustrie. Dieser Geschäftszweig macht 46 % des Konzernumsatzes aus (Stand 2022). Es handelt sich um den größten Bereich des Unternehmens.
Von seinem Aufstieg zum Konzernchef und vom Gewinnzuwachs konnte Hanebeck im zurückliegenden Geschäftsjahr auch persönlich finanziell Nutzen ziehen. Dem auf der Konzern-Homepage publizierten gesonderten Vergütungsbericht zufolge verdiente der CEO insgesamt 3,06 (i.V. 1,97) Mill. Euro gemäß der angegebenen Gesamtvergütung. Diese setzt sich zusammen aus einem fixen Bestandteil von 1,16 (0,78) Mill. Euro, einer variablen Komponente von 1,80 (1,07) Mill. Euro und einem betrieblichen Versorgungsaufwand von 0,10 (0,12) Mill. Euro.
Nach Maßgabe der Gesamtvergütung verdienten die Mitglieder des Infineon-Vorstands im Berichtszeitraum insgesamt 13,1 (9,9) Mill. Euro. Dabei ist zu berücksichtigen, dass neben dem Wechsel an der Konzernspitze – Hanebeck folgte im Frühjahr auf den langjährigen CEO Reinhard Ploss – Vertriebsvorstand Helmut Gassel Ende Mai ging und zwei neue Vorstände (Rutger Wijburg im April und Andreas Urschitz im Juni) hinzukamen.
Die Gesamtvergütung des 16-köpfigen Aufsichtsrats unter Vorsitz von Wolfgang Eder (70) wuchs derweil auf 2,71 (2,07) Mill. Euro, wobei der Leiter des Kontrollgremiums 0,34 (0,22) Mill. Euro bezog. Das Mandat des früheren Voestalpine-Chefs läuft im Februar 2023 zur Hauptversammlung aus. Gut möglich, dass Friedrich Eichiner (67) als Nachfolgekandidat antritt. Der Ex-Finanzvorstand von BMW gehört dem Aufsichtsrat von Infineon seit 2020 an.