"Investoren sollten sich an die eigene Nase fassen"
swa Frankfurt – In der Diskussion über Nachhaltigkeit sind die Kräfteverhältnisse im Kapitalmarkt nach Meinung des Unternehmensberaters Michael H. Kramarsch falsch verteilt. In den vergangenen Jahren habe sich “leider eingebürgert”, dass Investoren “die Meinungshoheit” über ESG-Ziele übernehmen, sagt Kramarsch, Managing Partner der HKP Group, im Interview der Börsen-Zeitung. Es werde Druck auf Unternehmen ausgeübt und bei aller guten Motivation der Investoren müsse gefragt werden, “ob dies der richtige Weg ist, um gesellschaftspolitisch relevante Themen in die Unternehmen und deren Zielsetzung zu tragen”.Kramarsch fordert Assetmanager und Fondsgesellschaften auf, unternehmensspezifische Aspekte zu berücksichtigen. Nicht für jeden Konzern sei es sinnvoll, Nachhaltigkeitsziele stärker zu gewichten als finanzielle Erfolge. In Vergütungssystemen für Vorstände würden inzwischen ESG-Ziele gesetzt, obwohl diese für das Unternehmen keine Rolle spielten. “Investoren und andere Beteiligte sollten sich hier mal an die eigene Nase fassen, wenn im Moment versucht wird, jedes gesellschaftliche Ziel über die Vorstandsvergütung zu kanalisieren – von Frauenquote bis CO2-Reduktion.” – Interview Seite 11