CEBIT

IT sammelt mehr Risikokapital ein

Beteiligungsgesellschaften stecken 2,2 Mrd. Euro in die Branche - Keine Aussicht auf Venture-Capital-Gesetz

IT sammelt mehr Risikokapital ein

IT- und Telekomunternehmen aus Deutschland haben im vergangenen Jahr mehr als 2 Mrd. Euro Beteiligungskapital eingesammelt. Das ist ein Spitzenwert, wie der Verband der Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) auf der Cebit in Hannover bekannt gab. Soll es mehr werden, müssen sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbessern, heißt es beim BVK.sp Hannover – Beteiligungsgesellschaften haben im vergangenen Jahr gut 2,2 Mrd. Euro in Unternehmen der IT- und Telekommunikationsbranche aus Deutschland investiert. Das sei ein Spitzenwert, sagte Ulrike Hinrichs, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) auf der IT-Messe Cebit in Hannover. Im Vergleich zum Vorjahr hätten sich die Investitionen in die Branche damit mehr als verdoppelt. Auch insgesamt sind die Investitionen von Beteiligungsgesellschaften in Deutschland zuletzt wieder fast auf das Niveau vor der Krise zurückgekehrt.Mit Blick auf die europäischen Nachbarländer und vor allem im Vergleich mit den USA gebe es hierzulande weiterhin viel zu wenig Venture Capital, sagte Hinrichs, die mit dem BVK zum ersten Mal auf der Cebit vertreten war und im nächsten Jahr wieder kommen will, “um das Thema Finanzierung stärker auf die Agenda zu bringen”. Der Verband fordert seit längerem ein Venture-Capital-Gesetz, das vor allem Investitionen in Start-ups attraktiver machen soll. Ein entsprechendes Gesetzesvorhaben ist im Koalitionsvertrag vereinbart. “Jetzt sind zweieinhalb Jahre rum, und es ist nichts passiert.”Ein Thema für die Ausgestaltung eines Venture-Capital-Gesetzes nach den Vorstellungen des BVK ist die steuerliche Entlastung im Umgang mit Verlusten von Beteiligungen, der EU-rechtlichen Vorgaben unterliegt. “Wir werden alles daransetzen – die Minister Gabriel und Schäuble tun das -, um hierbei mit der EU-Kommission eine gemeinsame Lösung zu finden”, hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrer Rede zur Eröffnung der Cebit am Sonntagabend gesagt. Beim BVK ist man dennoch skeptisch. Ein Venture-Capital-Gesetz stehe jedenfalls nicht auf der Liste der Vorhaben von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Angel Crowd ist nicht genugVor allem die Wachstumsfinanzierung bereite Start-ups in Deutschland in Ermangelung von ausreichend Venture Capital Probleme, sagte Hinrichs. Business Angels, die von der Bundesregierung gerade steuerlich entlastet wurden, könnten diese ebenso wenig schließen wie Crowd-Finanzierungen. Insgesamt hätten Crowd-Plattformen zuletzt 30 Mill. Euro eingeworben. Der kleinste Venture-Fonds verfüge über mehr Mittel, sagte Hinrichs. Bei den bekannteren Beteiligungsgesellschaften hierzulande, etwa Earlybird, kommen nach Einschätzung des BVK auf jede Wachstumsfinanzierung aber 1 000 Anfragen von Jungunternehmen.Im vergangenen Jahr entfielen von den Beteiligungen an Unternehmen der IT- und Telekombranche gut 800 Mill. Euro auf Gründungs- und Wachstumsfinanzierungen, wobei allein der Berliner Lieferdienst Delivery Hero mehr als 300 Mill. Euro einwerben konnte. Die weiteren 1,4 Mrd. Euro der in dem Segment investierten Mittel gehen auf 17 Buy-outs zurück, unter denen die Übernahmen von Scout 24 durch Hellman & Friedman sowie Teamviewer durch Permira mit einem Transaktionsvolumen von zusammen mehr als 2 Mrd. Euro herausstechen.Die größeren Transaktionen zeigten, dass auch in Deutschland lukrative Exits für Investoren möglich sind, sagte Hinrichs, die sich weiterhin ein eigenes Börsensegment für junge Technologieunternehmen hierzulande wünscht. Sie bedaure, dass der von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vorgeschlagene “Neue Markt 2.0” von der Deutschen Börse verworfen wurde. “Vielleicht muss die Politik da noch einmal den Druck erhöhen.” Euroquity hat mäßigen ErfolgMöglicherweise ließen sich auch andere Partner für das Vorhaben gewinnen, sagte Hinrichs, die der alternativ von dem Börsenbetreiber vorgeschlagenen vorbörslichen Vermittlungsplattform zwischen Investoren und Jungunternehmen wenig abgewinnen kann. Die französische Mittelstandsförderbank Bpifrance und die KfW hätten mit Euroquity bereits eine ähnliche Plattform gestartet, allerdings mit mäßigem Erfolg.