Italiens Männermode weltweit gefragt

Rekordumsatz - Nachhaltigkeit steht im Fokus der Messe Pitti Uomo in Florenz

Italiens Männermode weltweit gefragt

bl Mailand – Bei der weltweit größten Männermodemesse Pitti Uomo in Florenz ist in diesen Tagen viel von Nachhaltigkeit die Rede. Die Realität spricht eine andere Sprache. Nur wenige der 1 200 Aussteller, davon 45 % aus dem Ausland, haben Angebote aus recyceltem Material oder nachhaltig hergestellte Ware im Programm. Immerhin: Das Bewusstsein, dass mehr getan werden muss, wächst. Englands Thronfolger, Prinz Charles, Präsident der “Campaign for Wool”, plädierte in einer Videobotschaft für den Einsatz von mehr biologisch abbaubaren Materialien in der Modewelt.Umfragen zufolge gewinnt das Thema bei den Käufern an Bedeutung. Angeblich sind weltweit zwei Drittel von ihnen bereit, einen Aufpreis von 10 % für nachhaltige Mode auszugeben. Das ist eine große Herausforderung für Italiens Männermodebranche, die international führend ist. Der Umsatz der italienischen Produzenten dieses Sektors stieg 2019 um 4 % auf 10 Mrd. Euro. Erlöstreiber waren die Exporte, die um 7,8 % zulegten und mit 6,9 Mrd. Euro knapp 70 % zum Gesamtumsatz beisteuerten.Im Zeitraum Januar bis September legten die Ausfuhren nach Großbritannien, in die Schweiz und nach Japan jeweils um rund 20 % zu. Dynamisch entwickelten sich auch die Exporte nach China (plus 13,9 %), Südkorea (plus 15,7 %), in die USA (plus 10,2 %), nach Frankreich (plus 9,3 %) und nach Deutschland (plus 5,5 %). Nur Russland bereitet Claudio Marenzi, Präsident des Messeveranstalters Pitti Immagine und des Branchenverbandes Confindustria Moda, Sorgen. Das weltweit größte Land ist traditionell ein wichtiger Abnehmer italienischer Mode. Die Ausfuhren dorthin gingen um 5,4 % auf 130 Mill. Euro zurück.Auch der italienische Inlandsmarkt geht seit Jahren zurück. Die Erlöse sanken im vergangenen Jahr um 3,5 %. Der bisherige Bestelleingang für 2020 (minus 2 %) deutet auf ein weiteres Minus hin, während die Auslandsnachfrage bisher um 5,2 % zugelegt hat.Zwar wuchsen 2019 auch die Einfuhren – und zwar um 7,3 % auf 4,6 Mrd. Euro. Doch mit mehr als 2,2 Mrd. Euro erwirtschaftet Italien im Männermodesektor einen deutlichen Handelsbilanzüberschuss. Die meisten Hersteller sind Mittelständler, von denen einige (Brunello Cuccinelli, Moncler, Prada) börsennotiert, andere in privater Hand (Armani) sind und viele zu großen Konzernen wie LVMH (Berluti, Pucci, Fendi, Loro Piana) oder Kering (Gucci, Bottega Veneta) gehören.Die starke Position kann kein Ruhekissen sein. Angesichts des Wettbewerbsdrucks, hoher Vertriebskosten sowie Investitionen in Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die Herausforderungen gewaltig. Marenzi fordert deshalb öffentliche Hilfen, etwa ein grünes Industrie-4.0-Programm. Die Regierung unter Ex-Premierminister Matteo Renzi hatte der Branche vor einigen Jahren mit Hilfen für die Digitalisierung unter die Arme gegriffen.Auch die Messe, die zum 97. Mal stattfindet, muss sich neu erfinden. Der Umbau des Messegebäudes Fortezza da Basso soll sechs Jahre dauern. Veranstalter Pitti Immagine plant die Übernahme der Florentiner Messegesellschaft Firenze Fiera.