Italiens Modehäuser scheuen Parkett
Immer wieder spielen italienische Modehäuser mit dem Gedanken eines Börsengangs. Zuletzt zeichnete sich aber ab, dass für das nächste Jahr erwogene IPOs vorerst wieder aus der Kollektion gestrichen werden.Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandItalienische Modehäuser wie Versace, Valentino, Cavalli, Armani oder Furla, die auf den internationalen Laufstegen regelmäßig für Furore sorgen, haben sich zuletzt auch für einen Auftritt auf dem Börsenparkett interessiert. Jetzt sieht es allerdings so aus, als würden die meisten Labels ein Initial Public Offering (IPO) zumindest für 2017 wieder aus der Kollektion streichen.So verzögert etwa der Führungswechsel bei der Mailänder Versace-Modegruppe ein für Anfang 2017 vorgesehenes Going Public. Bei Valentino könnte der unvorhergesehene Rücktritt der Chefstilistin Maria Grazia Chiuri das IPO verzögern. Auch bei Roberto Cavalli, dem Florentiner Modehaus, ist der für 2017 angesagte Börsengang unwahrscheinlich geworden. Denn nachdem der Gründer und Präsident des Private-Equity-Unternehmens Clessidra, Claudio Sposito, zu Jahresbeginn verstorben ist, soll Clessidra unter Kontrolle der börsennotierten Beteiligungsholding Italmobiliare geraten. Die Strategie des neuen Cavalli-Eigentümers ist noch nicht bekannt, ein Verkauf des Modehauses mit einem im Vorjahr um 14 % rückläufigen Umsatz auf 180 Mill. Euro wird nicht ausgeschlossen. Bei Giorgio Armani, Italiens umsatzstärksten Luxusmodehersteller, wird ein Börsengang nach längerer Diskussion ganz ausgeschlossen. Der mittlerweile 82 Jahre alte Firmenpatron hat die Gründung einer Stiftung angekündigt, in welche seine Anteile eingebracht werden sollen. Einzig der Lederwaren- und Luxus-Accessoires-Hersteller Furla aus Florenz will seine Börsenpläne 2017 einhalten. Gucci, Versace und CavalliZwischen Börsenparkett und Laufsteg bewegt sich derzeit auch Gian Giacomo Ferraris. Er wurde zur Jahresmitte zum neuen CEO des Florentiner Modehauses Roberto Cavalli ernannt. Ferraris war nach einer erfolgreichen Karriere bei Gucci und Jil Sander von 2009 bis 2016 Chef des Mailänder Modekonzerns Versace, hatte diesen weitgehend saniert, so dass Versace wieder schwarze Zahlen schreibt. Vorgesehen war, dass das Mailänder Modehaus 2017 bis zu 40 % seiner Anteile an die Börse bringt. Der überraschende Managerwechsel bei Versace hatte angeblich damit zu tun, dass die Geschwister des vor bald 20 Jahren verstorbenen Labelgründers Gianni Versace, Santo und Donatella, und mehr noch deren Tochter Allegra, derzeit nichts von der Börse wissen wollten. Bei Cavalli muss Ferraris nun die Pläne von Italmobiliare abwarten. Jonathan Akeroyd, langjähriger Chef beim US-Modekonzern Alexander McQueen, ist der Nachfolger von Ferraris bei Versace. Angeblich will er das Modehaus erst 2019/20 an die Börse bringen. Versace hatte 2015 den Umsatz um 17,5 % auf 645 Mill. Euro und den Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um ein Fünftel auf 81 Mill. Euro erhöht.Auch bei Valentino Garavani, dem römischen Modehaus, könnte sich der für 2017 vorgesehene Börsengang verzögern. Mayhoola For Investments SPC, Finanzinvestor aus Katar, hatte Valentino im Jahr 2012 von Permira Advisers und Marzotto zu einem Preis von 710 Mill. Euro erworben. Nun schätzt Rothschild den Unternehmenswert auf 2 Mrd. Euro. Das Modehaus hatte im Vorjahr einen Umsatz von knapp 1 Mrd. Euro und einen auf 180 Mill. Euro verdoppeltes operatives Ergebnis (Ebitda) erzielt. Ursprünglich war geplant, 25 bis 35 % an die Börse zu bringen. Doch der überraschende Rücktritt der Chefstilistin Maria Grazia Chiuri, die zu Dior wechselte, könnte den Börsengang verzögern. Chiuri hatte die Fäden auch mit Blick auf das geplante Going Public gezogen.Sicher scheint 2017 einzig der Börsengang des Lederwarenherstellers Furla aus Bologna. Unternehmensgründerin und Präsidentin Giovanna Furlanetto bestätigte das Vorhaben, das von Tamburi Investment Partners flankiert werden soll. Das Unternehmen hat im Vorjahr bei einem um 30 % auf 339 Mill. Euro gesteigerten Umsatz den Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 29 % auf 44 Mill. Euro erhöht. Während die Börsengänge italienischer Modehäuser derzeit auch an Manager- und Designer-Wechsel scheitern, finden ausländische Finanzinvestoren Italiens Luxusmode weiterhin sehr kleidsam. So haben sich etwa der Staatsfonds Temasek aus Singapur und Juan Carlos Torres, Präsident des Schweizer Reiseeinzelhändlers Dufry, kürzlich mit 26,8 % an Ruffini Partecipazioni beteiligt. Diese wiederum kontrolliert 32 % des notierten Luxus-Daunenjacken-Herstellers Moncler. Der Deal von 250 Mill. bis 300 Mill. Euro soll noch im August abgeschlossen werden. Der Staatsfonds Mayhoola aus Katar hat kürzlich 100 % des Modehauses Pal Zileri aus Vicenza erworben.