Japan entwickelt sich zum neuen Chipzentrum
Japan entwickelt sich zum Chipzentrum
TSMC nimmt dritte Fabrik ins Visier – Neue Beihilfen von über 12 Mrd. Euro
mf Tokio
Die Halbleiterindustrie in Japan steht vor einem Comeback: Der weltgrößte Auftragsfertiger für Prozessoren, TSMC, erwägt nach Informationen von Bloomberg den Bau einer dritten Fabrik in Japan. Die Anlage unter dem Codenamen TSMC Fab-23 Phase 3 auf der Hauptinsel Kyushu soll die derzeit modernsten Chips mit einer Knotenbreite von 3 Nanometern (nm) produzieren.
Die Umsetzung dieses Plans wäre ein großer Gewinn für Japans Regierung, die mit massiven Subventionen ausländische Produzenten ins Land holen und die eigene zurückgebliebene Halbleiterindustrie an die Weltspitze katapultieren will. Dabei geht es auch um den Zugriff auf Hochleistungschips für künstliche Intelligenz. Premier Fumio Kishida stellt gerade über einen Nachtragshaushalt weitere 2 Bill. Yen (12,3 Mrd. Euro) an Subventionen bereit.
Die erste Fabrik von TSMC mit Sony und Denso als Ko-Investoren wird bereits mit Maschinen ausgerüstet und wohl ab Ende 2024 12-nm-Chips herstellen. Das zweite Werk soll 5-Nanometer-Chips voraussichtlich ab 2025 fertigen. Die dritte Fabrik für 3-nm-Prozessoren dürfte 20 Mrd. Dollar kosten. PSMC, ein weiterer Auftragsfertiger aus Taiwan, kommt ebenfalls nach Japan und plant zwei Werke für 800 Mrd. Yen (4,9 Mrd. Euro).
Hohe Subventionen
Japan übernimmt bisher rund die Hälfte der Kosten für solche Anlagen. Für das erste TSMC-Werk flossen 476 Mrd. Yen (2,9 Mrd. Euro), für das zweite haben die Taiwanesen 770 Mrd. Yen (4,8 Mrd. Euro) an Zuschuss beantragt. Dagegen haben die USA die über 50 Mrd. Dollar aus dem Chips and Science Act für die Ansiedlung von Fabriken noch nicht angetastet.
Der Fokus von TSMC auf Japan hängt zum einen mit der nationalen Expertise bei wichtigen Materialien, Maschinen und Technologien für die Wafer-Bearbeitung zusammen. Zum anderen sitzen mit Sony und der Autoindustrie potenzielle Großabnehmer im Land. Zugleich treibt die Regierung den Aufbau eines neuen Halbleiter-Ökosystems konsequent voran.
Start-up Rapidus gegründet
Mit staatlicher Anschubhilfe wurde das Start-up Rapidus für die Produktion von 2-nm-Chips ab 2027 gegründet. Für eine Prototyp-Fertigungslinie erhält Rapidus 650 Mrd. Yen (4 Mrd. Euro). Die Entwicklung von Supercomputern zum Training von KI-Lernmodellen wird mit 190 Mrd. Yen (1,2 Mrd. Euro) unterstützt.