Just Eat Takeaway in roten Zahlen
Reuters Berlin
– Der Lieferando-Eigner Just Eat Takeaway.com musste für sein rasantes Wachstum in der ersten Jahreshälfte tief in die Taschen greifen. Von Januar bis Juni sei ein bereinigter operativer Verlust (Ebitda) in Höhe von 190 Mill. Euro angefallen, teilte der Essenslieferdienst mit. Analysten hatten sogar mit einem noch höheren Minus gerechnet. Im Vorjahreszeitraum hatte noch ein Plus von 205 Mill. in der Bilanz gestanden. Just Eat Takeaway.com versprach, nun sei die Talsohle erreicht. „Die Profitabilität wird sich verbessern“, versprach Firmenchef Jitse Groen. Dazu würden höhere Gebühren für Restaurants, technologische Verbesserungen und Vorteile infolge der gewachsenen Aktivitäten beitragen.
In der ersten Jahreshälfte kletterten die Umsätze auf vergleichbarer Basis um 52% auf 2,6 Mrd. Euro. Angesichts vielerorts für den Publikumsverkehr geschlossener Restaurants und Ausgangsbeschränkungen bestellen inzwischen viel mehr Menschen ihr Essen online und lassen es sich nach Hause liefern. Seit der knapp 1 Mrd. Euro schweren Übernahme des Deutschlandgeschäfts von Delivery Hero sind die Niederländer hierzulande Marktführer. Allerdings ist Delivery Hero selbst seit kurzem auch wieder in Deutschland aktiv. In der ersten Jahreshälfte hatte Just Eat Takeaway mit ihrer Deutschland-Tochter Lieferando noch kaum Konkurrenz und hat den Umsatz in der Bundesrepublik um 76% auf 284 Mill. Euro ausgebaut. Auch unter dem Strich lief es rund. Im Gegensatz zum Großbritannien-Geschäft erzielte Just Eat Takeaway in Deutschland einen operativen Gewinn (Ebitda) von 94 Mill. Euro nach 58 Mill. in der Vorjahreszeit.
Kurz vor Ausbruch der Coronakrise hatten die Niederländer für 7,8 Mrd. Dollar den britischen Wettbewerber Just Eat übernommen, der vor allem mit Deliveroo konkurriert. Mittlerweile gehört auch Grubhub aus den USA zu Just Eat Takeaway.com. Den US-Anbieter hatte das Unternehmen mit inzwischen 98 Millionen Kunden für 7,3 Mrd. Dollar geschluckt. Takeaway.com bestätigte den Ausblick für das Gesamtjahr, in dem demnach auch ein Verlust anfallen wird.
Käufersuche
Seit dem Zusammenschluss mit Just Eat besitzen die Niederländer eine Beteiligung in Höhe von 33% am brasilianischen Essenslieferdienst iFood und suchen dafür einen Käufer. Neuigkeiten gibt es bei dem Prozess bisher nicht. Takeaway hatte mehrere Angebote – das höchste in Höhe von 2,3 Mrd. Euro – ausgeschlagen. Die Mehrheit an iFood hält die Prosus-Gruppe des südafrikanischen Investors Naspers.