Kabinett beschließt Hilfe für Start-ups
sp Berlin – Die Bundesregierung hat die Unterstützung für Unternehmen in der Coronakrise wie angekündigt auf Start-ups und junge Technologieunternehmen ausgeweitet. Ihnen stellt der Bund über öffentliche Wagniskapitalinvestoren wie die KfW Capital, den Europäischen Investitionsfonds und den High-Tech Gründerfonds kurzfristig zusätzliche öffentliche Mittel im Volumen von bis zu 2 Mrd. Euro zur Verfügung. Diese Mittel sollen unter anderem in laufenden Finanzierungsrunden eingesetzt werden, deren erfolgreicher Abschluss nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie ohne staatliche Co-Investments ungewiss ist. Perspektivisch sollen die öffentlichen Wagniskapitalgeber auch Anteile von Fondsinvestoren übernehmen, wenn diese zum späteren Zeitpunkt während einer Finanzierungsrunde abspringen oder ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Start-ups, bei denen eine Finanzierungsrunde unmittelbar bevorsteht, sind nach den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage des Bundesverbands Deutsche Startups von der Krise besonders in ihrer Existenz gefährdet.”Unsere Wirtschaft lebt davon, dass immer wieder Neues entsteht”, sagte Finanzminister Olaf Scholz (SPD), der die gestern im Kabinett beschlossenen Soforthilfen für Nachwuchsfirmen bereits am Dienstag in München angekündigt hatte. Die Jungunternehmen sind besonders stark von der Krise infolge der Pandemie getroffen, weil sie oft kaum Rücklagen haben und selbst in normalen Zeiten häufig noch keine Gewinne machen. “Für diese jungen innovativen Unternehmen passen klassische Kreditinstrumente häufig nicht”, ergänzte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zu den jetzt beschlossenen Hilfen. Der Präsident des Digitalverbandes Bitkom, Achim Berg, begrüßte das Hilfspaket. “Es ist gut, dass man sich dazu durchgerungen hat. Start-ups sind ein wichtiger Motor für unsere Wirtschaft.” Der Präsident des Start-up-Bundesverbandes, Christian Miele, ergänzte, die Maßnahmen müssten nun schnell im Detail ausgearbeitet werden. Da sei noch viel zu tun. Die französische Regierung hatte bereits in der vergangenen Woche ein Hilfspaket für Start-ups in der Größenordnung von 4 Mrd. Euro beschlossen.Die 2 Mrd. Euro sollen eine erste Tranche aus dem schon länger geplanten und insgesamt 10 Mrd. Euro schweren Zukunftsfonds der Regierung sein, der gestern durch einen Beschluss im Verwaltungsrat der KfW auf den Weg gebracht werden sollte. “Wir freuen uns, dass die KfW, die mit der KfW Capital ein fundamentaler Träger der Innovationsfinanzierung in Deutschland ist, den Zukunftsfonds beschließt”, erklärte Regina Hodits, Vorstandssprecherin des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK). Das sei ein wichtiger Meilenstein, um schlagkräftige Finanzierungsrunden für reifere Start-ups zu gewährleisten. Im vergangenen Jahr haben Investoren nach Angaben von EY rekordhohe 6,2 Mrd. Euro Risikokapital in deutsche Start-ups investiert.Wann genau der Fonds an den Start geht, ist aber noch nicht klar. Altmaier sagte gestern, es solle ein Zeitplan festgelegt werden – und zwar in einem “überschaubaren Zeitraum”. Die Spitzen der großen Koalition hatten sich Mitte November im Grundsatz auf den Zukunftsfonds verständigt. Er soll Beteiligungen in zukunftsträchtigen Bereichen wie Digitalisierung und Klimatechnologien eingehen. Details waren bis zuletzt offen. Mit einem Start wird erst im dritten Quartal gerechnet. Maßgeschneiderte ErgänzungMit den jetzt beschlossenen Hilfen ergänzt die Bundesregierung die bereits bestehenden Unterstützungsprogramme um ein Maßnahmenpaket, das auf die Bedürfnisse von Start-ups zugeschnitten sein soll. Die Nachwuchsfirmen haben darüber hinaus auch Zugang zu allen anderen Unterstützungsmaßnahmen des Corona-Hilfspakets, sofern sie sich dafür qualifizieren. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds gilt etwa explizit auch für Start-ups, “die seit dem 1. Januar 2017 in mindestens einer abgeschlossenen Finanzierungsrunde von privaten Kapitalgebern mit einem Unternehmenswert von mindestens 50 Mill. Euro einschließlich des durch diese Runde eingeworbenen Kapitals bewertet wurden”.Nach Angaben des Bundesverbands Deutsche Startups sind neun von zehn Nachwuchsfirmen negativ von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise betroffen, wie eine Umfrage unter mehr als 1 000 Firmen in der vergangenen Woche ergeben hat (siehe Grafik). Verbandspräsident Christian Miele warnte am Montag deshalb vor einem “massiven Start-up-Sterben”.