Social Media

Kampf gegen Falschinformation verliert Schlagkraft

Im Zuge der Entlassungswelle im Tech-Sektor schrumpfen die Teams der Social-Media-Anbieter zur Bekämpfung von Falschinformationen. Zugleich entsperrt Facebook Donald Trumps Accounts.

Kampf gegen Falschinformation verliert Schlagkraft

Die Entlassungswelle im Tech-Sektor wirkt sich auf die Bemühungen von Social-Media-Anbietern zur Vermeidung von Falschinformationen aus. Bei der Videoplattform Youtube, deren Mutterkonzern Alphabet im Januar einen Abbau von 12000 Stellen weltweit ankündigte, ist inzwischen nur noch eine einzelne Person für die Unternehmensstrategie zur Bekämpfung irreführender politischer Inhalte zuständig, wie die „New York Times“ unter Berufung auf Insider berichtet.

Im gleichen, ehemals fünf Personen umfassenden Team seien noch zwei weitere Mitarbeiter mit medizinischen Fehlinformationen befasst. Zudem mussten zwei von fünf Beschäftigten, die an der Vermeidung von Hassrede und Belästigung arbeiteten, ihre Plätze räumen.

In den vergangenen Jahren hatten Youtube und andere Plattformen ihr Vorgehen gegen Fehlinformationen noch deutlich ausgeweitet und dazu Experten eingestellt sowie zusätzliche technologische Lösungen eingesetzt. Anstoß dazu lieferten der US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 und die Amtszeit von Donald Trump, während denen die Verbreitung von Falschinformationen und Manipulationsversuche über Social Media stark in den Fokus rückten.

Auch falsche Inhalte zur Corona-Pandemie oder zum Ukraine-Krieg verbreiteten sich in den vergangenen Jahren rasant über soziale Netzwerke. Gerade zu Hochzeiten der Viruskrise stieg in den USA der politische Druck auf die Anbieter, gezielter und transparenter gegen Desinformation vorzugehen. Nun senden die Branchenvertreter laut Experten allerdings das Signal aus, dass der Kampf gegen falsche Inhalte nicht mehr zu ihren Prioritäten gehört.

Meta Platforms, die Mutter von Facebook, Instagram und Whats­app, kündigte im November 11000 Entlassungen an – dies entsprach 13% der damaligen globalen Belegschaft. Der Konzern leidet wie Alphabet unter einer gesunkenen Ausgabebereitschaft von Werbekunden. Die Ressourcen von Meta und die Aufmerksamkeit des Managements verschoben sich aber bereits zuvor auf andere Themen. Großvolumige In­vestitionen fließen in die Entwicklung des sogenannten Metaverse.

Rund um die US-Präsidentschaftswahlen 2020 hatte Meta-CEO Mark Zuckerberg noch regelmäßig mit einem Team aus über 300 Mitarbeitern konferiert, um die Verbreitung von Falschinformationen einzudämmen. Mit den US-Zwischenwahlen 2022 befassten sich noch ungefähr 60 Mitarbeiter prioritär mit dem Thema, wobei sie zeitgleich auch an anderen Projekten arbeiteten. Sie trafen sich zudem nicht mehr mit Zuckerberg, sondern mit einem anderen Manager.

In der vergangenen Woche schaltete Meta zudem Trumps Facebook- und Instagram-Accounts wieder frei. Vor etwa zwei Jahren hatte der Konzern diese noch gesperrt, weil der Ex-Präsident vor dem Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 Nutzer zur Gewalt angestachelt haben soll. Auch Elon Musk hat Trump nach seiner Twitter-Übernahme wieder den Zugang zur Plattform ermöglicht. Bei dem Kurznachrichtendienst kam es zu den einschneidendsten Entlassungen in der Branche, 50% der Belegschaft verloren ihren Job. Das Twitter-Team für Vertrauen und Sicherheit wurde vollständig aufgelöst.

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