Kapitalerhöhung fällt kleiner aus
lis Frankfurt
Die geplante Kapitalerhöhung der Lufthansa fällt kleiner aus als erwartet. Das Volumen von 3 bis 4 Mrd. Euro, über das spekuliert wird, sei „viel zu hoch“, erklärte CFO Remco Steenbergen bei Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal. Über das genaue Volumen und den Zeitpunkt sei noch nicht entschieden. Vieles spricht aber dafür, dass die Kapitalmaßnahme kommt, wenn die USA ihre Reiserestriktionen für Reisende aus Europa ad acta legen. Die Lufthansa rechnet mit diesem Schritt spätestens Ende September.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass bis Jahresende Liquiditätsbedarf besteht, ohne dass eine Kapitalerhöhung platziert werden kann, gibt es laut Steenbergen die Möglichkeit, weitere Mittel aus der stillen Beteiligung I des Wirtschaftsstabilisierungsfonds zu ziehen. Im zweiten Quartal hat die Lufthansa daraus 1,5 Mrd. Euro gezogen, weitere 3 Mrd. Euro stünden bis Jahresende zur Verfügung. Laut IFRS gelten diese Mittel als Eigenkapital, da sie aber von den Ratingagenturen als Fremdkapital gewertet werden, würde diese Transaktion der Lufthansa nicht bei dem Vorhaben helfen, Investment-Grade-Rating zu erlangen. Am Ende des zweiten Quartals verfügte Lufthansa über 11,1 Mrd. Euro Liquidität.
Ziel einer möglichen Kapitalerhöhung sei es vor allem, eine gesunde Relation zwischen Eigen- und Fremdkapital herzustellen, betonte Konzernchef Carsten Spohr. Nach 3,5% zum Jahresende 2020 hat sich die Eigenkapitalquote nach zwei Quartalen wieder auf 7,7% erhöht. In Vorkrisenzeiten hatte sie meist bei über 20% gelegen. Bei den Aufräumarbeiten in der Bilanz geholfen hat laut Spohr auch die „Optimierung der Pensionsverpflichtungen“, die im ersten Halbjahr – dank eines veränderten Zinssatzes – von 9,5 Mrd. Ende 2020 auf 7,6 Mrd. Euro gesunken sind. Auch die wirtschaftliche Erholung, die Lufthansa in den vergangenen Monaten verspürt, zahlt sich aus. So ist es der Fluggesellschaft im zweiten Quartal 2021 erstmals seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie gelungen, in einem Vierteljahr einen positiven freien Cash-flow zu erzielen. Er lag bei 340 Mill. Euro, wobei vor allem die angesichts der anziehenden Buchungen geflossenen Vorauszahlungen von 962 Mill. Euro geholfen haben. Sie haben den gleichzeitig verbuchten Mittelabfluss von rund 200 Mill. Euro monatlich mehr als ausgeglichen.
„Der nennenswerte Beitrag zur Stabilisierung kommt von der Cargo“, verweist Spohr auf das florierende Geschäft der Lufthansa Cargo. Das Unternehmen hat sein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) nach den ersten sechs Monaten auf 640 Mill. Euro im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2020 mehr als verdoppelt. Das Frachtgeschäft ist ein Grund, warum Lufthansa mit der Entwicklung der Verkehre über den Atlantik trotz Reiserestriktionen zufrieden ist. Denn viele Flugzeuge sind allein schon wegen der mit Fracht gefüllten Flugzeugbäuche kostendeckend unterwegs. Dazu kommen die Reisenden aus den USA, die bereits wieder nach Europa fliegen dürfen. Im Juni habe die Nachfrage in den USA im Vergleich zum Mai um 92% angezogen.
Positive Ergebnisse abgeworfen haben zwischen April und Juni auch die Cateringsparte und die Lufthansa Technik. Bei Letzterer stehen in den verbleibenden Quartalen 2021 Steuernachzahlungen von 900 Mill. Euro ins Haus, die 2020 gestundet worden waren. Die Netzwerk-Carrier des Konzerns haben ihre Verluste zwar eingegrenzt, sind aber mit einem bereinigten Ebit von knapp 1,2 Mrd. Euro erneut tief in den roten Zahlen gelandet. Tochter Eurowings verbuchte um fast 19% rückläufige Durchschnittserlöse und landete bei einem Ebit von –108 Mill. Euro.
Personen Seite 16
Lufthansa | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1.Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 5771 | 8335 |
Treibstoffkosten | 692 | 1321 |
bereinigtes Ebit | –2095 | –2899 |
Konzernergebnis | –1805 | –3617 |
operativer Cash-flow | 18 | 363 |
ber. Free Cash-flow | –607 | –510 |
Eigenkapitalquote (%) | 7,7 | 14,3 |
Nettoverschuldung | 8930 | 7314 |
Börsenwert (5.8.2021) | 5540 | |
Börsen-Zeitung |