M&A-MARKT

Keine Angst vor Aktivisten

Mit stoischer Ruhe nehmen Wirtschaftsvertreter derzeit hin, dass die Zäune, die heimische Unternehmen vor potenziellen ausländischen Käufern schützen sollen, auf der ganzen Welt immer engmaschiger werden. Das gilt für die USA, wo das Committee on...

Keine Angst vor Aktivisten

Mit stoischer Ruhe nehmen Wirtschaftsvertreter derzeit hin, dass die Zäune, die heimische Unternehmen vor potenziellen ausländischen Käufern schützen sollen, auf der ganzen Welt immer engmaschiger werden. Das gilt für die USA, wo das Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS) schon seit Jahrzehnten grenzüberschreitende Übernahmen auf ihre Auswirkungen auf die nationale Sicherheit abklopft. Die Bedeutung der nationalen Sicherheit erfährt dort eine zunehmend großzügige Auslegung. Dies gilt auch für zahlreiche andere Länder wie Großbritannien, wo erst diesen Monat entschieden wurde, die Umsatzgrenze, ab der bestimmte Transaktionen genauer geprüft werden, um den Faktor 70 zu reduzieren. Auch die EU hat einen Entwurf einer Verordnung zur Investitionskontrolle präsentiert. Protektionismus findet eben nicht nur an der Zollschranke statt. Dabei ist die Angst vor unliebsamen Offerten, gerade wenn es um den deutschen M & A-Markt geht, statistisch nicht zu erklären. Feindliche Übernahmeversuche, wie sie in angelsächsischen Ländern regelmäßig vorkommen, waren in Deutschland im vergangenen Jahrzehnt allenfalls anekdotisch anzutreffen. Im Jahr 2008 allein gab es noch 77 solcher Versuche und damit mehr als bislang im gesamten zweiten Jahrzehnt des Jahrtausends. Die Besonderheiten des deutschen Rechts schrecken eben so manchen ausländischen Bieter erfolgreich ab.Sicher, der Zustand ist nicht in Stein gemeißelt. Erst in der jüngeren Vergangenheit haben aktivistische Investoren begonnen, den hiesigen Markt zu beackern und damit für Fremdofferten urbarer zu machen. Der Hedgefonds Elliott hat etwa mit Gea, Thyssenkrupp und Uniper gleich drei deutsche Gesellschaften im Visier. Zuvor nutzte er Defizite im deutschen Übernahmerecht aus, um bei Stada Kasse zu machen. Zu erwarten ist, dass immer mehr ausländische Aktivisten ihren Artgenossen folgen, insbesondere, wenn diese wie Elliott etwas durchsetzen.Das dürfte sich auch auf den M & A-Markt auswirken. Ein Unternehmen, das sich mit Aktivisten auseinandersetzen musste, kann möglichen Übernahmeinteressenten durchaus zugänglicher erscheinen. Ein Grund für erhöhte Alarmbereitschaft ist das aber nicht. Auf eine Offerte – egal woher – sollten börsennotierte Firmen generell vorbereitet sein. Ein unrühmliches Beispiel, wohin ein zu gut abgeschirmtes Firmenleben führen kann, gibt gerade wieder Volkswagen. Daher gilt: keine Angst vor Aktivisten.