Kernmarke wird zum Ballast für Lufthansa-Gruppe
Die Lufthansa hat trotz einer hohen Nachfrage wegen der Krise ihrer Kernmarke im dritten Quartal weniger Gewinn eingeflogen. Das bereinigte Betriebsergebnis sank von Juli bis September, dem saisonal stärksten Quartal des Jahres, um 9% auf 1,3 Mrd. Euro, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Analysten hatten nach der zweiten Gewinnwarnung des Jahres im Sommer bereits mit dieser Größenordnung gerechnet. Zugleich erzielte der Konzern mit 10,7 Mrd. Euro den höchsten Quartalsumsatz der Firmengeschichte, ein Plus von 5%. „Die globale Nachfrage bleibt intakt und auch für das vierte Quartal liegen die Buchungen insbesondere in den Premiumklassen auf einem hohen Niveau über Vorjahr“, erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr.
Dank eines starken Reisesommers hätten Eurowings, Austrian Airlines und Brussels Airlines im dritten Quartal Rekordergebnisse erwirtschaftet. Die Passagierairlines beförderten mehr als 40 Mill. Fluggäste, 6% mehr als im Sommer letzten Jahres. Doch bei der Hauptairline Lufthansa brach der Quartalsgewinn um 37% ein, im Jahresverlauf verzeichnete die Kranich-Linie ein Defizit von 20 Mill. Euro - nach mehr als 800 Mill. Euro Gewinn im Vorjahreszeitraum.
Kostendruck aus Asien
Lufthansa Airlines hat ein Kostenproblem durch höhere Gebühren, fehlende neue effiziente Flugzeuge und gestiegene Personalkosten. Für Flugstreichungen, Verspätungen und Umbuchungen müssen Entschädigungen an die Kunden gezahlt werden. Zugleich kämpft die Kranich-Linie mit verschärftem Wettbewerb auf Langstreckenflügen, vor allem nach Asien. Die Ticketpreise sind dort besonders unter Druck, wie am Rückgang der Durchschnittserlöse um 14% abzulesen ist. Europäische Airlines haben gegenüber Konkurrenten aus China den Nachteil, dass sie wegen des Ukraine-Krieges den russischen Luftraum umfliegen müssen. Das verlängert die Reisezeit und erhöht die Kosten.
City Airlines mit reduzierten Kosten
Erstmals nannte die Lufthansa eine Zahl zum beschlossenen Turnaround-Programm, das mit Einsparungen und Verbesserungen der Produktqualität die Wende bringen soll. Im Jahr 2026 soll es einen positiven Bruttoeffekt von 1,5 Mrd. Euro geben. Teil des Plans ist, auf der Kurzstrecke die Zubringerflüge zu den Lufthansa-Drehkreuzen Frankfurt und München mit der neuen City Airlines durch geringere Personalkosten zu verbilligen. Das stößt auf Widerspruch bei den Gewerkschaften.
Neben dem Fitnessprogramm für die Lufthansa sei die Flottenmodernisierung ein zentraler Baustein, um die Passagier-Airline nachhaltig effizient und profitabel aufzustellen, erklärte der neue Finanzchef Till Streichert. Am Ziel einer Umsatzrendite von 8% mittelfristig hält die Lufthansa fest. Analysten erwarten für dieses Jahr nur 4,3%.
Für das Gesamtjahr bekräftigte der MDax-Konzern, der operative Gewinn werde nach 2,7 Mrd. Euro im Vorjahr auf 1,4 bis 1,8 Mrd. Euro einbrechen.