Mittelstand

KfW warnt vor Digital-Rückstand

Die Notsituation der Coronakrise hat im vergangenen Jahr zwar auch im deutschen Mittelstand einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Die Förderbank KfW fürchtet allerdings um die Nachhaltigkeit der Aktivitäten zur digitalen Transformation. Kleine Unternehmen täten sich hier schwerer und im internationalen Vergleich zähle Deutschland bestenfalls zum Mittelfeld.

KfW warnt vor Digital-Rückstand

scd Frankfurt

– Die Förderbank KfW macht zwar aufgrund der Coronakrise einen Schub bei der Digitalisierung im deutschen Mittelstand aus. Bis Januar 2021 habe jedes dritte kleine und mittlere Unternehmen die Digitalisierung ausgeweitet, stellt sie im „KfW Digitalisierungsbericht Mittelstand“ fest. Allerdings sei dies auch dringend nötig gewesen. In den Jahren vor der Krise hatte das Digitalisierungsengagement im Mittelstand zuletzt sogar abgenommen. Der Rückstand Deutschlands im internationalen Vergleich sei daher noch immer enorm und die Transformation kein Selbstläufer.

Insbesondere kleine Unternehmen hinken digital weiter hinterher. Während immerhin 58% der größeren Mittelständler mit 50 und mehr Beschäftigten ihre Digitalisierungsanstrengungen ausgeweitet haben, lag dieser Anteil bei den kleinen Unternehmen (unter fünf Beschäftigte) mit 32% kaum mehr als halb so hoch (siehe Grafik). Besonders aktiv seien – wie bereits in der Vergangenheit – die Forschung und Entwicklung treibenden Mittelständler (54%). Die KfW warnt, dass bei Fortsetzung dieser Trends eine vertiefte Spaltung des Mittelstands drohe.

Nicht nur Homeoffice gefragt

„Die Digitalisierung ist ein Hoffnungsträger für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in breiten Teilen der Wirtschaft und für das Wiederanspringen der Produktivitätsentwicklung. Für den Mittelstand gilt es, mit dem erwarteten Abflauen der Krise im weiteren Verlauf dieses Jahres das Momentum bei der Digitalisierung weiterzuführen und über Homeoffice und Videokonferenzen als neue Errungenschaften hinauszugehen“, rät KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Die Firmen müssten nun strategische Digitalisierungsvorhaben angehen und diejenigen Eigenschaften, die sich in der Krise als vorteilhaft erwiesen haben – wie Flexibilität, Initiative und Unternehmergeist – auch langfristig sichern und weiterentwickeln.

Allerdings dürfte dies vielen Unternehmen schwerfallen. „Die angespannte Liquiditätslage und der im Verlauf der Krise gestiegene Verschuldungsgrad dürfte die Durchführung entsprechender Projekte im Nachgang der Krise erschweren“, fürchtet Köhler-Geib. Darüber hinaus sei in vielen Unternehmen durch die Pandemie ein Zielkonflikt entstanden zwischen dem Wunsch die Krisenresilienz und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.

Um diesem Zielkonflikt entgegenzusteuern, seien Investitionsanreize für die digitale Transformation und eine Verbesserung der Rahmenbedingungen nötig. Als Ansatzpunkte für die Wirtschaftspolitik sieht die KfW neben Verbesserungen bei Förderkrediten auch steuerliche Anreize und Zuschüsse für explizite Forschungsvorhaben, eine Verbesserung der Rahmenbedingungen durch Aus- und Weiterbildung von Fachkräften sowie der Ausbau der Versorgung mit schnellem und störungsfreiem Internet oder auch Anschubprojekte der öffentlichen Hand, wie Gaia-X.

Hinter Spanien und Frankreich

Trotz des Hoffnungsschimmers aufgrund des Digitalisierungsschubs startet Deutschland mit deutlichem Rückstand ins Digitalisierungsrennen. So hat ein Drittel der Mittelständler hierzulande 2020 unverändert keine Digitalisierungsmaßnahmen durchgeführt. Laut „Digital Economy and Society Index“ der EU liegt die deutsche Wirtschaft in der Integration digitaler Technologien nur auf Position 18 von 28 Ländern – etwa hinter skandinavischen Nationen wie Finnland und Schweden aber auch Ländern wie Großbritannien, Frankreich oder Spanien.

Um die Entwicklung während der Corona-Pandemie besser überprüfen zu können, wurden von der Förderbank neben der regulären Befragung im Rahmen des KfW-Mittelstandspanels im Frühjahr 2020 zwei Sonderbefragungen vorgenommen – vom 1. bis 14. September 2020 sowie vom 12. bis 22. Januar 2021. Befragt wurden Unternehmen mit einem Umsatz von maximal 500 Mill. Euro im Jahr.