KI-Investitionen von Technologieriesen unter der Lupe
KI-Deals von Big Tech unter der Lupe
Wettbewerbsbehörde FTC startet Untersuchung zu Alphabet, Microsoft und Amazon
xaw New York
Der Kampf der Technologieriesen um die Vorherrschaft beim Boomthema künstliche Intelligenz (KI) zieht die Aufmerksamkeit der Regulatoren an. So hat die US-Wettbewerbsbehörde FTC mit Amazon, die Google-Mutter Alphabet, Microsoft sowie die KI-Schmieden OpenAI und Anthropic mehrere Unternehmen aufgefordert, tiefergehende Informationen zu Investitionen in die Technologie vorzulegen. Sie sollen als Grundlage einer Studie zur Konkurrenzsituation im KI-Markt dienen. Diese solle "ein Licht darauf werfen, ob Investitionen und Kooperationen dominanter Unternehmen das Risiko bergen, Innovation zu beeinträchtigen und einen fairen Wettbewerb zu unterminieren", betonte Behördenchefin Lina Khan.
Microsoft hat seit 2019 rund 13 Mrd. Dollar in OpenAI investiert und sich im Gegenzug eine Beteiligung von 49% an den künftigen Gewinnen des Unternehmens gesichert. Dessen Textgenerator ChatGPT steht seit November 2022 stark im öffentlichen Fokus. Microsoft rüstete die hauseigene Suchmaschine Bing darauf mit Technologie von OpenAI aus und trachtete somit danach, Alphabet die Vormachtstellung im Search-Engine-Markt streitig zu machen.
Größte Investitionen
Die Konkurrentin präsentierte darauf wiederum einen eigenen KI-Chatbot sowie erweiterte Funktionalitäten für die Google-Suche und andere Programme an. Alphabet und Amazon zählen zudem zu den größten Investoren der 2021 von ehemaligen Open-AI-Programmierern gegründeten Anthropic, deren Technologie nach eigener Darstellung sicherer und zuverlässiger ist als Konkurrenzprodukte. Amazon schloss im vergangenen September eine Vereinbarung, gemäß der das E-Commerce-Unternehmen bis zu 4 Mrd. Dollar in die KI-Schmiede stecken und ihre Technologie in Produkte über verschiedene Geschäftsbereiche des Online-Riesen hinweg integrieren wird. Für die Konzerne wurden ihre Aktivitäten auf dem Feld lernfähiger Algorithmen zum zusätzlichen Aktienkursmotor.
Khan warnte bereits Anfang 2023 davor, dass Unternehmen mit großer Beteiligung im Cloud-Computing-Geschäft Wege finden dürften, kleinere, innovationsstarke Wettbewerber aus dem KI-Markt zu drängen. Die FTC-Chefin hat sich mit ihrem harten Vorgehen gegen die Marktmacht der Technologieriesen viele Feinde in der Branche gemacht. So ist sie bereits mehrfach gegen Übernahmen der Konzerne vor Gericht gezogen und flankiert dies durch Klagen wegen mutmaßlich unlauterer Geschäftspraktiken und Verstößen gegen den Verbraucherschutz.
Monatelange Verhandlungen
Ihre Behörde und Vertreter des US-Justizministeriums, dem zweiten großen Kartellregulator der Vereinigten Staaten, verhandeln bereits seit Monaten über Zuständigkeiten und Arbeitsteilung bei der Prüfung von KI-Investments und -Akquisitionen. Grundsätzlich sind Unternehmen in den USA verpflichtet, sich für geplante Transaktionen mit einem Wert von über 119 Mill. Dollar die Zustimmung offizieller Stellen einzuholen.
FTC-Vertreter haben gerade mit Blick auf die Microsoft-Investitionen in OpenAI Bedenken darüber angemeldet, dass der Konzern die Behörde nicht früher informiert habe. OpenAI betont, dass Microsoft lediglich eine "Minderheitsbeteiligung" an einer For-Profit-Einheit der KI-Schmiede halte. Bereits im vergangenen Jahr starteten FTC-Offizielle eine informelle Untersuchung dazu, ob das auf die Beteiligung an künftigen Gewinnen angelegte Transaktionsmodell des Windows-Konzerns regelmäßig dazu genutzt werden könnte, kartellrechtliche Frühphasen-Prüfungen zu umgehen.
Im Rahmen der nun angestoßenen offiziellen Prüfung zu KI-Investitionen haben die betroffenen Unternehmen 45 Tage Zeit, auf die Anfragen der FTC zu antworten. Microsoft betont ihre Kooperationsbereitschaft und teilt mit, dass Kooperationen zwischen "voneinander unabhängigen" Unternehmen wie dem Software-Riesen und OpenAI den Wettbewerb und die Innovation förderten.
Seitenhieb auf Konkurrenz
Alphabet verweist wiederum darauf, dass ihre Investitionen den KI-Unternehmen Spielraum ließen, um mit Konkurrenten zusammenzuarbeiten – der Konzern besitze keine exklusiven Rechte an der Technologie von Anthropic. Zugleich platziert die Google-Mutter einen Seitenhieb auf die Konkurrenz. So hofft der Konzern gemäß einer Sprecherin darauf, dass die FTC-Studie einen Blick auf Unternehmen werfe, die nicht die Offenheit der Google Cloud anböten, Kunden mit unlauteren Methoden an sich bänden und dies nun auch bei KI-Anwendungen versuchten.
Die Tech-Konzerne müssen sich jedoch nicht nur im Heimatmarkt mit einer genaueren Kontrolle ihrer KI-Beteiligungen auseinandersetzen. Anfang Januar teilte die EU-Kommission mit, sie prüfe, ob die Microsoft-Investitionen in OpenAI unter die EU-Fusionsverordnung falle.