Übernahmeofferte

KKR lässt bei Telecom Italia nicht locker

Die Zukunft von Telecom Italia (TIM) ist nach wie vor in der Schwebe. Noch immer wartet die Private-Equity-Gesellschaft KKR, die dem Unternehmen im November eine unverbindliche Übernahmeofferte über 33 Mrd. Euro (inklusive Schulden) unterbreitet hatte, auf eine Antwort.

KKR lässt bei Telecom Italia nicht locker

bl Mailand

Die Zukunft von Telecom Italia (TIM) ist nach wie vor in der Schwebe. Noch immer wartet die Private-Equity-Gesellschaft KKR, die dem Unternehmen im November eine unverbindliche Übernahmeofferte über 33 Mrd. Euro (inklusive Schulden) unterbreitet hatte, auf eine Antwort. Neben KKR soll angeblich auch der britische Investor CVC interessiert sein – in Kooperation mit KKR oder als Alternative.

Der französische TIM-Großaktionär Vivendi (23,9%) widersetzt sich dem Angebot. Die italienische Regierung, die über die mehrheitlich staatliche Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) 9,9% kontrolliert und zudem eine Übernahme durch eine Goldene Aktie blockieren kann, ist nicht grundsätzlich dagegen. Rom hat eine Taskforce aus Vertretern der Regierung und Fachleuten eingesetzt: Es gelte, die Beschäftigung, das technologische Know-how und die strategischen Interessen des Landes zu schützen. KKR hatte mitgeteilt, nur mit Zustimmung der Regierung ein Angebot vorlegen zu wollen, und hat deshalb im Vorfeld der Interessensbekundung Gespräche mit Regierungsvertretern geführt. Der Gesprächsfaden ist offenbar nicht abgerissen.

Doch der TIM-Verwaltungsrat hat, vor allem wegen des Widerstands von Vivendi, bisher einer von KKR verlangten Due-Diligence-Prüfung nicht zugestimmt. Dagegen wurde CEO Luigi Gubitosi auf Betreiben von Vivendi geschasst. Der Konzernchef hatte dem Verwaltungsrat vorgeworfen, das Übernahmeangebot zu blockieren. Vivendi umgekehrt bezichtigte Gubitosi, hinter der KKR-Offerte zu stecken. Der TIM-Chef stand wegen der schlechten Geschäftsergebnisse schon lange unter Beschuss. Der Umsatz ist seit 2016 um ein Fünftel geschrumpft. Vor allem das inländische Festnetzgeschäft leidet unter massiven Problemen. Ein Deal mit der Streaming-Plattform Dazn zur Übertragung von Fußballspielen war ein Schlag ins Wasser, und TIM musste innerhalb weniger Monate drei Gewinnwarnungen herausgeben.

Bei TIM, wo es seit vielen Jahren immer wieder Besitzerwechsel und Streit zwischen Aktionären gab, die das Unternehmen massiv ge­schwächt haben, bleibt es unruhig. Um die Interessen Roms zu berücksichtigen, ist der Finanzinvestor KKR, der bereits mit 37,5% an der TIM-Festnetzgesellschaft Fibercop beteiligt ist, bereit, das Unternehmen in eine Festnetz- und eine Dienstleistungssparte aufzuspalten. Der Staat könnte damit das TIM-Festnetzgeschäft mit der konkurrierenden Festnetzgesellschaft Open Fiber, an der Rom über CDP eine Mehrheit hält, zusammenlegen. Eine solche monopolistische staatliche Netzgesellschaft stößt allerdings in Brüssel auf Argwohn.

Rom scheint deshalb auf Zeit zu spielen. „Quasi jede Woche gibt es neue Ideen“, sagte Premierminister Mario Draghi kürzlich. So ist auch Vivendi offen für eine Aufspaltung und die Abgabe der Dienstleistungssparte. Das versetzt die Gewerkschaften in Alarmstimmung. Sie fürchten den Abbau von Arbeitsplätzen und den Verkauf etwa von TIM Brasilien und Inwit (Funktürme).

Sollte KKR Erfolg haben, wäre dies der erste große Durchbruch einer Private-Equity-Gesellschaft in der Telekombranche. Die weitere Entwicklung dürfte, abgesehen von strategischen und politischen Fragen, auch vom Preis abhängen. Denn Vivendi zahlte einst 1,071 Euro je Aktie für den Einstieg. KKR bietet dagegen derzeit 50,5 Cent.

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