Kollaps von Carillion kostet Staat Abermillionen
hip London – Der spektakuläre Zusammenbruch von Carillion, der Nummer 2 der britischen Baubranche, zu Jahresbeginn wird die britischen Steuerzahler noch Abermillionen kosten. Der National Health Service (NHS) wird die Fertigstellung des Royal Liverpool Hospital selbst finanzieren müssen, nachdem der dafür zuständige Trust eine diesbezügliche Private Finance Initiative (PFI) – eine Form der Public Private Partnership – als “nicht mehr praktikabel” bezeichnet. Eigentlich sollte die Klinik schon im März 2017 die Pforten öffnen. Mittlerweile wird nicht vor Mitte 2020 damit gerechnet. Die Arbeit an dem 335 Mill. Pfund schweren Krankenhausneubau war im Februar zum Erliegen gekommen. Aber das Gesundheitsministerium ist entschlossen, die 646-Betten-Klinik fertigstellen zu lassen. Joe Anderson, der Bürgermeister von Liverpool, schätzt die zusätzlichen Kosten auf bis zu 150 Mill. Pfund. Zunächst muss ein neuer Generalunternehmer gefunden werden. Das Krankenhaus ist zu vier Fünfteln fertiggestellt, allerdings laufen die Kosten für die Beseitigung der von Carillion zurückgelassenen Baumängel aus dem Ruder.Im August hatte die Regierung bereits 300 Mill. Pfund für die Fertigstellung des Midland Metropolitan Hospital in Smethwick zugesagt. PFI ist zwar in ihrer heutigen Form ein Kind der konservativen Regierung von John Major. Die darauf folgenden Labour-Regierungen unter Tony Blair und Gordon Brown sorgten jedoch für ein goldenes Zeitalter der Konstruktion, mit deren Hilfe sich, so die Hoffnung, staatliche Dienstleistungen in Zeiten knapper Kassen zeitsparender und kostengünstiger bereitstellen ließen. Zugleich sollten damit neue Schulden vermieden und das Risiko zumindest teilweise an die privaten Partner übertragen werden.Bereits 2011 stellte der Finanzausschuss des Unterhauses fest, dass die Finanzierungskosten eines PFI-Projekts doppelt so hoch liegen wie die Kosten der staatlichen Kreditaufnahme. Aber neue Schulden wollte die Koalition aus Liberaldemokraten und Tories und später die konservative Alleinregierung ja um jeden Preis vermeiden. Als sich zeigte, dass das Risiko solcher Projekte gar nicht so hoch war wie am Kapitalmarkt erwartet, sanken auch die Renditen, die damit erwirtschaftet werden konnten. Bei Carillion kam hinzu, dass das Management hauchdünne Margen akzeptiert hatte, um sich im Wettbewerb um Aufträge durchzusetzen. Ende vergangenen Jahres wurde am Markt noch auf einen Debt-to-Equity-Swap spekuliert, dann folgte der Zusammenbruch.