Uber und Lyft

Konkurrenzkampf im US-Fahrdienstmarkt heizt sich auf

Lyft will den Konkurrenzdruck auf den führenden US-Fahrdienst Uber durch kompetitivere Preise erhöhen. Das schwache Profitabilitätsprofil der Nummer zwei im Markt gilt unter Analysten aber als mittelfristiger Nachteil.

Konkurrenzkampf im US-Fahrdienstmarkt heizt sich auf

Wettbewerb im US-Fahrdienstmarkt heizt sich auf

Lyft baut Marktanteile in den USA aus – Kostensenkungen ermöglichen kompetitive Preise – Uber hat bei Analysten Nase vorn

xaw New York

Der Konkurrenzkampf im US-Fahrdienstmarkt heizt sich auf. So macht die Nummer zwei im Segment, Lyft, mit kompetitiveren Preisen Druck auf Branchenführer Uber. Laut dem Marktforscher Yipitdata hat Lyft ihren Marktanteil im bisherigen Jahresverlauf um zwei Prozentpunkte auf 29% gesteigert.

Bei der Vorlage der Ergebnisse zum dritten Quartal am Mittwoch vermeldete das Unternehmen, die Zahl der über seine Plattform gebuchten Fahrten habe zum Vorjahr um 20% auf 187 Millionen zugelegt. Der Gegenwert der Transaktionen sei um 15% auf 3,55 Mrd. Dollar gestiegen. Beide Zahlen wies Lyft zum ersten Mal gesondert aus – ebenso wie die bereinigte Ebitda-Marge, die mit 2,6% mehr als doppelt so hoch ausfiel wie der retrospektive Wert für das zweite Jahresviertel. Vor einem Jahr schrieb Lyft vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen noch Verluste.

Auch den Nettoverlust dämmte der Fahrdienst nun auf 12,1 Mill. Dollar ein und damit deutlicher als an der Wall Street erwartet. Vor einem Jahr stand noch ein Fehlbetrag von 422,2 Mill. Dollar. Hauptkonkurrent Uber ist auf dem Profitabilitätspfad indes schon weiter. Der mit einem breiteren internationalen Service-Portfolio ausgestattete Anbieter erzielte erst zum zweiten Mal in der Unternehmensgeschichte einen operativen Gewinn. Dies verhalf Uber nach einem Milliardenverlust aus dem Vorjahr zu einem Nettoüberschuss von 221 Mill. Dollar.

Schwäche in der Logistik

Angeschoben wurden die Profite durch um 21% auf 35,28 Mrd. Dollar gestiegene App-Transaktionsvolumina – der Zuwachs fiel stärker aus als von Analysten erwartet. Im Zusammenspiel mit einem kräftigen Erlöswachstum bei Lebensmittellieferungen machte dies die deutlich schwächere Entwicklung der Logistiksparte mehr als wett. Das Transportgeschäft war in der Corona-Pandemie für Uber noch eine wichtige Stütze. Das Unternehmen profitierte zudem über Jahre von der breiteren globalen Aufstellung – in Europa, dem Nahen Osten und Afrika sowie in der Region Asien-Pazifik wuchs der Umsatz um ein Vielfaches stärker als in Nordamerika.

Lyft dagegen ist auf die USA und Kanada fokussiert – und arbeitet unter dem seit April amtierenden CEO David Risher daran, sich in den Vereinigten Staaten noch stärker auf das Kerngeschäft zu fokussieren. So arbeitet das Unternehmen seit Juli an einer Veräußerung der Fahrradverleih-Division, die aus einer 2018 getätigten Übernahme entstand. Schließlich ist die Instandhaltung der in Kooperation mit Citigroup betriebenen Bike-Flotte teuer und logistisch aufwendig.

Hohe Einsparungen

Zudem hat Risher seit seinem Amtsantritt im Frühjahr, als er den CEO-Posten von Unternehmens-Mitgründer Logan Green übernahm, in großem Stil Stellen gestrichen. Die Investmentbank BTIG beziffert die dadurch eingesparten Mittel bisher auf 330 Mill. Dollar. Lyft hat die Kostenreduktionen vor allem genutzt, um die Preise zu senken. Vor Rishers Ägide war der Fahrdienst teurer geworden als Uber, weil er nach dem Ende der Corona-Lockdowns auf eine geringere Zahl an verfügbaren Fahrern reagiert hatte.

Allerdings hatten sich Analysten angesichts der kompetitiveren Preisstruktur einen positiveren Ausblick für das Schlussquartal erwartet. Lyft erwartet eine Erlössteigerung im mittleren einstelligen Prozentbereich zum vorangegangenen Jahresviertel. Damit würde das Unternehmen die bisher herumgereichten Prognosen von 1,19 Mrd. Dollar verfehlen.

Uber überzeugte Anleger indes insbesondere mit der Prognose für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. So erwartet das Unternehmen im vierten Quartal ein bereinigtes Ebitda in der Spanne von 1,18 bis 1,24 Mrd. Dollar, Analysten hatten im Konsens mit 1,16 Mrd. Dollar gerechnet. "Die Wachstumstreiber im Mobilitätsgeschäft gewinnen an Fahrt", heißt es bei der japanischen Investmentbank Daiwa. Bei einem fortgesetzten Wachstum im Werbegeschäft bestehe ergebnisseitig auch im neuen Jahr noch Potenzial für positive Überraschungen.

Dünne Marge als Nachteil

Die Uber-Aktie hat ihren Wert 2023 fast verdoppelt, Lyft liegen seit Anfang Januar gerechnet hingegen sogar leicht im Minus. BTIG zeigt sich auch über die Aussichten der Nummer zwei im US-Markt vorsichtig besorgt. Die Ebitda-Marge liege im mittleren einstelligen Prozentbereich und sei damit noch immer dünn. Sollte Uber zu einem verschärften Preiskampf blasen, besitze Lyft nur geringe Möglichkeiten, mit eigenen Vergünstigungen dagegenzuhalten. Das Profitabilitätsprofil hänge also stark von der Konkurrenz ab – ausgerechnet in einer Phase, in der Lyft Aktionären eigentlich mit weiteren Marktanteilsgewinnen Mut machen will.

Lyft gewinnt beständig Anteile am US-Fahrdienstmarkt zurück. Gegenüber Branchenprimus Uber besitzt das Unternehmen laut Analysten trotz starker Kostensenkungen aber einen entscheidenden Nachteil. Denn die dünne Marge von Lyft begrenze die Möglichkeit, einen längeren Preiskampf mitzugehen.

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