Konsumflaute trifft Fielmann härter als frühere Krisen
dpa-afx Hamburg
Günstige Brillen in Serie anstelle einzeln gefertigter teurer Modelle, Filialgeschäft statt Handwerksbetrieb: Als im September 1972 das erste Fielmann-Geschäft eröffnete, glich die Geschäftsidee einer Revolution in der Optikerbranche. Viele Jahre war diese Idee auch an der Börse ein lukratives Geschäft. Doch kurz nach dem 50-jährigen Firmenjubiläum dürfte die Feierstimmung bei Fielmann verflogen sein.
An der Börse notierte die Optikerkette am Freitag zeitweise so niedrig wie zuletzt im Frühjahr 2010. Einen Teil des Einbruchs hat Fielmann mit einer Gewinnwarnung Anfang Juli selbst verursacht. Die Kette, die aufgrund der alternden Bevölkerung vielen Marktexperten lange als relativ sicheres und defensives Investment galt, gerät angesichts der hohen Inflation und des schwachen Konsumklimas mächtig unter Druck.
Analyst Simon Keller von Hauck Aufhäuser Investment Banking sieht Unterschiede zu früheren Krisenzeiten: Anders als in vorherigen Abschwungphasen seien die Papiere der Optikerkette in der nun heraufziehenden Rezession keine sichere Bank mehr, schreibt der Analyst in einer aktuellen Einschätzung. Der Grund: Dieses Mal fehle es insgesamt an Nachfrage, wie die schlechte Verbraucherstimmung sowie aktuelle Branchendaten zeigten. Darunter leide der Umsatz. Die hohe Inflation verstärke den Druck auf die Margen.
Die Fielmann-Aktie stufte Keller von „Hold“ auf „Sell“ herab und senkte das Kursziel drastisch von 45 auf 27 Euro. Auch die Privatbank Berenberg hat die Einstufung für Fielmann kürzlich nach einer Präsentation des Vorstands auf einer bankinternen Konferenz auf „Sell“ belassen, das Kursziel der dortigen Analysten liegt bei 30 Euro. Der Konzernchef sehe die Optikerkette aufgrund der Preisführerschaft in einer guten Position, trotz des schwachen Umfelds Marktanteile zu gewinnen, schrieb Analyst Graham Renwick. Er sah jedoch sehr starken Gegenwind für eine Margenerholung.