Konzerne ächzen unter Altersvorsorgelasten

Niedrigzins treibt Pensionsverpflichtungen im Dax - Ausfinanzierungsgrad sinkt deutlich

Konzerne ächzen unter Altersvorsorgelasten

swa Frankfurt – Die Marktturbulenzen spiegeln sich auch in der Bilanzierung betrieblicher Altersvorsorgepläne: Nach der leichten Entlastung 2015 sind die Pensionsverpflichtungen der Dax-Unternehmen im zweiten Quartal wieder kräftig um 7 % auf knapp 430 Mrd. Euro geklettert. Ähnlich deutlich ging es nach Berechnungen der Unternehmensberatung Willis Towers Watson im MDax nach oben, wo die Verpflichtungen von April bis Juni um 6,9 % auf 67 Mrd. Euro zunahmen.Grund für diesen deutlichen Anstieg war der Verfall des Rechnungszinses, der im zweiten Quartal um 42 Basispunkte auf 1,70 % nachgab, nachdem im ersten Quartal ein Rückgang um 38 Basispunkte auf 2,12 % zu verzeichnen war. Sichere Anlagen gesucht”Diese Talfahrt lässt sich zum einen auf die Leitzinspolitik der Europäischen Zentralbank und der US Federal Reserve und zum anderen auf eine gestiegene Nachfrage nach sicheren Anlagen zurückführen”, erklärt Altersvorsorge-Experte Thomas Jasper. Trotz des turbulenten Marktumfelds seien die Planvermögen im Dax um 0,7 % auf 237 Mrd. Euro gestiegen; im MDax waren sie stabil bei 27,8 Mrd. Euro.Die unterschiedliche Dynamik auf beiden Seiten hat im zweiten Quartal zu einem deutlich geringeren Ausfinanzierungsgrad von Pensionsplänen geführt. Im Dax beläuft sich das Verhältnis von reservierten Finanzmitteln zu Pensionsverpflichtungen auf 55,3 % – das ist nach Angaben der Unternehmensberatung ein Rückgang um weitere 3,5 Prozentpunkte im Vergleich zu Ende März. Bei den MDax-Planvermögen sei das Minus mit 2,7 Prozentpunkten auf 41,5 % etwas moderater.Bei Arbeitnehmern steht die betriebliche Altersversorgung weiterhin hoch im Kurs, unterstreicht Willis Towers Watson und verweist auf eine aktuelle Studie der Berater. Knapp 70 % der Mitarbeiter in Deutschland hätten angegeben, hauptsächlich über die betrieblichen Zusagen für ihre Rente vorzusorgen. Über 90 % meinten, dass die betriebliche Altersversorgung ein gleichwertiges oder sogar besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis biete als die private. Mehr als vier Fünftel wünschten sich, dass ihr Arbeitgeber eine aktive Rolle bei der Bereitstellung einer Altersversorgung spielt.