Kreise: Bayer sucht nach neuem Konzernchef
Hinter den Kulissen hat die Bayer AG informierten Kreisen zufolge mit der Suche nach einem Nachfolger für Vorstandschef Werner Baumann begonnen. Damit könnte es bei dem Leverkusener Pharma- und Agrarchemieriesen zu einer vorzeitigen Ablöse des CEOs kommen, der sich mit einem teuren Deal und juristischen Turbulenzen nicht nur Freunde gemacht hat. Baumanns Vertrag läuft noch bis April 2024.
Wie zu hören ist, könnte den Aktionären schon bei der Hauptversammlung im April ein neuer Konzernlenker vorgestellt werden. Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann sei dabei, interne und externe Kandidaten zu prüfen, berichten mit dem Thema vertraute Personen. Ob Bayer Baumann zu einem vorzeitigen Amtsverzicht drängen werde, sei unklar, hieß es. Ein Bayer-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab.
Glyphosat-Mittel belastet
Seit Baumann im Mai 2016 die Führung von Bayer übernahm, hat die Unternehmensaktie fast die Hälfte ihres Wertes eingebüßt. Die Übernahme von Monsanto erwies sich für die Anteilseigner als Quelle chronischer Kopfschmerzen, da die Sparte in den USA mit Klagen von Nutzern des Herbizids Roundup überzogen wird, die ihre Krebserkrankung auf das glyphosathaltige Mittel zurückführen. Bayer bleibt bei der Darstellung, dass Roundup sicher ist, kündigte aber Rückstellungen an, um ein Verlustpotenzial von 16 Mrd. Dollar abzudecken.
Seit Jahresbeginn hat sich die Bayer-Aktie allerdings 15% erholt. Anfang des Monats gewann der Konzern den fünften Roundup-Prozess in Folge. Ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Missouri wies die Klage dreier Krebsüberlebender zurück, die behaupteten, das Herbizid habe ihre Erkrankungen verursacht.
Jahresausblick erhöht
Im August erhöhte das Management den Jahresausblick, da die Sparte Crop Science sowohl bei Saaten als auch bei Glyphosat Preiserhöhungen durchsetzen konnte. Sorgen macht dem Konzern indessen der Marktanteil bei Sojabohnen. Zudem kündigte Bayer eine Rückstellung für Umweltschäden an, die durch einige ältere Monsanto-Chemikalien verursacht wurden.
Spekulationen über Konzernaufspaltung
Die Berufung eines neuen CEO könnten Spekulationen über eine Konzernaufspaltung wieder aufflackern lassen. Die Belastungen durch Monsanto haben die Frage aufgeworfen, ob es für Bayer nicht besser wäre, das Konzerngeschäft in separate Unternehmen für Pharmazeutika, Verbrauchergesundheit und Landwirtschaft zu teilen. Die Bayer-Führung hat diese Forderungen wiederholt zurückgewiesen. Auf der Hauptversammlung im April sagte Baumann, eine Spartenabspaltung würde keinen zusätzlichen Wert schaffen sondern Synergien vernichten. Aufsichtsratschef Winkeljohann schloss sich dieser Sicht an.