Konjunktur

Kriegs­folgen dämpfen Aus­sichten im Maschinen­bau

Die Versorgung mit wichtigen Vorprodukten war für Deutschlands Schlüsselbranche schon vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine schwierig. Jetzt aber dürften die Probleme noch zunehmen. Mit dem ursprünglichen Produktionsziel für 2021 hat es sich somit erledigt.

Kriegs­folgen dämpfen Aus­sichten im Maschinen­bau

kro Frankfurt

Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer haben sich von ihren Hoffnungen auf ein lange nicht mehr da gewesenes Produktionswachstum von 7 % im laufenden Jahr angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine verabschiedet. „Der Krieg wird insbesondere das Lieferkettenproblem noch mal verschärfen“, sagte der Präsident des Branchenverbands VDMA, Karl Haeusgen, am Freitag. Hinzu komme, dass das vierte Quartal des vergangenen Jahres schwach verlaufen war, weswegen sich das Produktionsplus 2022 nun lediglich auf 4 % belaufen werde.

„Die neue Prognose ist noch mehr als sonst mit Unsicherheit behaftet“, sagte Haeusgen. Das liege an den vielen, schwer abschätzbaren Risiken für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft. Dazu zählten unter anderem die Inflation, neue Pandemiewellen, die geopolitischen Spannungen zwischen China und den USA und nicht zuletzt das Thema Lieferketten. Laut Daten vom Statistischen Bundesamt hatte die Produktion der Branche im vergangenen Jahr preisbereinigt um 6,4 % zugelegt.

In einer Anfang März unter knapp 550 Mitgliedsfirmen durchgeführten Umfrage zu den erwarteten Folgen des Angriffskriegs hatten etwa 80 % der Teilnehmenden angegeben, dass sie mit gravierenden oder merklichen indirekten Auswirkungen auf das Geschäft rechnen, zum Beispiel mit einem Abbruch von Geschäftsbeziehungen oder mit einer Energieverteuerung (siehe Grafik). 45 % erwarten zudem direkte gravierende oder merkliche Folgen, etwa Projektverschiebungen oder Umsatzausfälle.

Fast alle Befragten hatten sich zum Zeitpunkt der Befragung überdies schon darauf eingestellt, dass die Lieferkettensituation in den nächsten drei Monaten entweder angespannt bleiben oder sogar noch schlechter werden wird. „Ich glaube, dass das eine sehr realistische Erwartung ist“, sagte Haeusgen. Vor allem bei Elek­tronikkomponenten berichtet über die Hälfte der Firmen von gravierenden Engpässen. Bei fast jedem dritten Unternehmen kommen die wichtigen Teile mit einer Verspätung von sechs Monaten oder mehr in der Montage an. Im Einzelfall könne es aus dieser Problematik heraus auch zu Insolvenzen kommen, bemerkte Haeusgen.

Im vergangenen Jahr hat die Branche Güter im Wert von insgesamt 7 Mrd. Euro nach Russland, Belarus und in die Ukraine exportiert. „Hier wird es natürlich deutliche Abstriche geben bis hin zum weitgehenden Ausfall der Umsätze“, sagte Haeusgen. Vor allem Landmaschinen sind in den Ländern stark gefragt − in der Ukraine machten diese im vergangenen Jahr ein gutes Drittel der deutschen Maschinenausfuhren aus, in Russland waren es gut 10 %. Mit Blick auf die Bedeutung des Sektors und der Länder für die globale Lebensmittelversorgung sei ein Boykott von Ersatzteillieferungen hier nicht zu empfehlen, erklärte Haeusgen.

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