Krise bei BMP Greengas trifft EnBW
Krise bei Greengas
trifft EnBW
dpa-afx Karlsruhe
Die Schieflage beim Biogashändler BMP Greengas drückt beim Energiekonzern EnBW mit rund 251 Mill. Euro aufs Ergebnis. Der Karlsruher Konzern ist mittelbar an der BMP Greengas GmbH beteiligt, für die Anfang des Monats ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet worden war. Aus rechtlichen Gründen muss EnBW entkonsolidieren, BMP Greengas also aus dem Konzernabschluss herausnehmen. Daraus ergeben sich Belastungen und damit einhergehende Wertberichtigungen auf ausstehende Forderungen, wie Deutschlands drittgrößter Energieversorger am Freitag mitteilte.
EnBW ist seit 2011 größtenteils im Besitz der öffentlichen Hand. Wegen der Landesbeteiligung hatte der Verband kommunaler Unternehmen die Landesregierung kritisiert, keinen Einfluss auf EnBW genommen zu haben. Das Finanzministerium erklärte dazu, das Schutzschirmverfahren falle in die Zuständigkeit der Geschäftsführung der BMP Greengas GmbH und gegebenenfalls des Vorstands der EnBW AG.
“Das Land Baden-Württemberg hat als Aktionär der EnBW AG in diesem Fall keine Möglichkeit, auf die laufende Geschäftstätigkeit der EnBW AG und ihrer Tochter- und Enkelgesellschaften Einfluss zu nehmen”, hieß es weiter.
EnBW bestätigt vorläufige Zahlen
Insgesamt lief das erste Halbjahr für die EnBW aber wie erwartet besser als gedacht. Der Konzern bestätigte die eine Woche zuvor vorläufig verkündeten Zahlen. Demnach beläuft sich das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (adjusted Ebitda) auf rund 3,5 Mrd. Euro. Das sei fast so viel wie im gesamten Vorjahr und ein Anstieg um fast 65% im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2022.
“Diese Ergebnisentwicklung wird sich im zweiten Halbjahr 2023 jedoch so nicht in gleicher Höhe fortsetzen”, hieß es in der Mitteilung. Daher bleibe die bisherige Prognose für das Jahresergebnis von 4,7 Mrd. bis 5,2 Mrd. Euro unverändert. Es werde nunmehr ein Wert am oberen Ende der Prognosebandbreite erwartet.
Thermische Erzeugung schneidet gut ab
Besonders gut schnitt im ersten Halbjahr der Bereich thermische Erzeugung und Handel ab, in dem das bereinigte Ebitda den Angaben nach auf rund 2 Mrd. Euro in etwa verdoppelt wurde. Zum einen hätten im Voraus verkaufte Strommengen zu höheren Großhandelspreisen als im Vorjahr abgesetzt werden können. Zum anderen seien 2022 noch negative Effekte aus der Drosselung und Einstellung von russischen Gasliefermengen bei der Konzerntochter VNG enthalten gewesen.
“Wir werden unsere operativen Erträge auch weiterhin für eine beschleunigte Umsetzung der Energiewende nutzen”, erklärte Finanzvorstand Thomas Kusterer und verwies auf Studien, die für Deutschland bis 2030 von einem Investitionsbedarf zum Umbau des Energiesystems von mehr als 600 Mrd. Euro sprechen.
Mit 1,58 Mrd. Euro hätten die Bruttoinvestitionen um 48% über jenen in den ersten sechs Monaten im vergangenen Jahr gelegen. Die EnBW gab das Geld etwa für den Ausbau der Transport- und Verteilnetze sowie der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität, die Entwicklung eines Offshore-Windparks sowie für neue wasserstoffgeeignete Gaskraftwerke an bisherigen Kohlestandorten aus. Der Konzern versorgt rund 5,5 Millionen Kundinnen und Kunden.