Industrie

Krise im Maschinenbau geht an Gea vorbei

Der Maschinenbauer Gea will sich in der Profitabilität mittelfristig verbessern. Das Unternehmen setzt dabei auf eine höhere Nachfrage von Firmen, die alternative Proteine für den menschlichen Verzehr herstellen. Mit seinen Wachstumsaussichten hebt sich der Konzern von der Misere im deutschen Maschinenbau ab.

Krise im Maschinenbau geht an Gea vorbei

Krise im Maschinenbau
geht an Gea vorbei

Düsseldorfer Anlagenbauer verspricht mehr Profitabilität und setzt auf „New Food“

kro Frankfurt

Der auf die Lebensmittel- und Pharmaindustrie spezialisierte Anlagenbauer Gea sticht in der aktuellen Krise des deutschen Maschinenbaus mit ehrgeizigen Mittelfristzielen hervor. Der organische Umsatz soll bis 2030 jährlich um durchschnittlich mehr als 5% wachsen, teilte das MDax-Unternehmen am Mittwoch im Rahmen seines Kapitalmarkttags mit. Vom Erlös sollen am Ende 17 bis 19% als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) übrig bleiben und damit deutlich mehr als die 14,4% aus dem Jahr 2023.

Schon im laufenden Turnus rechnen die Düsseldorfer, die zuletzt fast 19.000 Mitarbeitende weltweit beschäftigten, mit einer Steigerung ihrer Ebitda-Marge auf bis zu 15,2%. Der Umsatz soll zugleich um 2 bis 4% zulegen. Im gesamten deutschen Maschinenbau wird derzeit laut dem Branchenverband VDMA ein Umsatzrückgang von 4% erwartet. Die Industrie leidet schon länger unter einer globalen Nachfrageschwäche und hat in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres einen Bestellrückgang von 11% verzeichnet. Im vergangenen Jahr belief sich das Minus auf 12%.

Die Gea-Aktie war am Mittwoch gefragt – der Kurs legte zeitweise um knapp 3% zu und hat damit im laufenden Jahr ein Plus von mehr als 18% verzeichnet. Laut dem Analysehaus Jefferies liegen die Mittelfristziele über dem Konsens, ein Analyst von J.P.Morgan bezeichnete den Ausblick als „ambitioniert“.

Hoffnung auf Dekarbonisierung der Lebensmittelindustrie

In der Nahrungsmittelindustrie finden vergleichsweise viele energieintensive Prozesse wie Erhitzen, Kühlen oder Trocknen statt. Mit Blick auf die Dekarbonisierung rechnet sich Gea hier hohe Chancen aus – und hat sich nach den Worten von Konzernchef Stefan Klebert als „Vorreiter für Nachhaltigkeit fest etabliert“.

Das Unternehmen will zugleich von der zunehmenden Relevanz alternativer Proteine profitieren, die Marktforscher mit Blick auf die wachsende Weltbevölkerung für die Zukunft erwarten. So sieht Gea gute Möglichkeiten, ihr Know-how aus der traditionellen Lebensmittelproduktion auch in der Herstellung von eiweißhaltigen Produkten auf Pflanzen-, Zell- oder Insektenbasis einzubringen. Zu den Kunden in dem Bereich zählt das finnische Foodtech-Start-up Solar Foods, das Kohlenstoffdioxid zu einem proteinreichen Pulver für den menschlichen Verzehr verarbeitet und das erst vor wenigen Tagen an die Börse gegangen ist. Solar Foods hat im April eine Demo-Anlage in Vantaa bei Helsinki in Betrieb genommen und ist dabei von Gea unter anderem mit Bioreaktoren ausgestattet worden.

Ab dem Jahr 2030 rechnet Gea in dem Geschäftsbereich mit einem jährlichen Auftragseingang von mindestens 400 Mill. Euro. Hier ist das Unternehmen allerdings ein Stück weit zurückgerudert, da dieses Ziel ursprünglich schon für 2026 ausgerufen wurde. 2023 belief sich der Ordereingang in dem Bereich auf 78 Mill. Euro. Konzernweit waren es 5,5 Mrd. Euro.

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