Krise trifft Europas Airlines stärker als befürchtet
wü Paris – Europäischen Fluggesellschaften droht in den nächsten Monaten größeres Ungemach als bisher befürchtet. “Das Schlimmste könnte noch kommen”, warnte der bei der IATA (International Air Transport Association) für Europa zuständige Regional-Vizepräsident Rafael Schvartzman am Donnerstag. Neueste Recherchen hätten gezeigt, dass sich die Auswirkungen der wegen der Covid-19-Pandemie verhängten Reisebeschränkungen in den letzten Wochen verstärkt hätten. Der Branchenverband hat deshalb seine Prognosen für die Luftverkehrsindustrie in Europa weiter gesenkt.Er geht nun davon aus, dass europäische Airlines in diesem Jahr 23,1 Mrd. Dollar verlieren werden, während die Nachfrage im Passagiergeschäft um die Hälfte einbrechen dürfte. Dabei trifft die Coronakrise Fluggesellschaften aus Großbritannien am stärksten. Ihr Umsatz dürfte im Vergleich zum Vorjahr um 28,7 Mrd. Dollar sinken, derjenige deutscher Airlines um 19,5 Mrd. Dollar. Die Umsätze spanischer Fluggesellschaften dürften um 16,8 Mrd. Dollar zurückgehen, die französischer um 15,7 Mrd. Dollar und die italienischer um 12,6 Mrd. Dollar, schätzt die IATA.Der Verband korrigierte auch die Passagierzahlen und die durch die Krise erwarteten Arbeitsplatzverluste. Für Großbritannien geht er nun nicht mehr wie noch im April von einem Minus von 140 Millionen Passagieren, sondern von 154 Millionen aus. Für Deutschland erwartet die IATA mittlerweile einen Rückgang der Passagierzahlen von 113,4 Millionen statt 103 Millionen. Statt 480 000 Jobs sind ihren Schätzungen zufolge in Deutschland inzwischen 534 000 Arbeitsplätze gefährdet, die wesentlich vom Luftverkehr abhängen. Noch schlimmer würden Großbritannien mit 732 500 gefährdeten Arbeitsplätzen und Spanien mit 983 100 getroffen.In Frankreich sieht der Verband 434 700 Arbeitsplätze gefährdet. Air France könnte laut Medienberichten 8 000 bis 10 000 Stellen auf freiwilliger Basis abbauen, inklusive der Regionaltochter Hop. Die Fluggesellschaft wolle den Gewerkschaften ihre Pläne für die Belegschaft am 3. Juli vorstellen, heißt es in der französischen Hauptstadt. Sie will ihre Inlandsverbindungen bis Ende 2021 um 40 % reduzieren. Dafür soll die Low-Cost-Tochter Transavia einige Strecken übernehmen. Andere Inlandsverbindungen, die in weniger als 2,5 Stunden mit dem Zug zu erreichen sind und die nicht als Zubringer für den Drehkreuzflughafen Charles de Gaulle in Paris dienen, sollen gestrichen werden.Wirtschaftsminister Bruno Le Maire appellierte an Air France, auf harte Entlassungen zu verzichten und weniger als 8 000 Stellen zu streichen. Frankreich hat der Airline staatlich garantierte Kredite über 7 Mrd. Euro zugesichert.