DIRK-KONFERENZ

Kritik an umfangreicher Regulierung

Sorge wegen Benachteiligung von EU-Banken gegenüber Instituten aus Asien und den USA

Kritik an umfangreicher Regulierung

Kritik an der stark ausgeweiteten Regulierung der Finanzbranche haben die Teilnehmer einer Diskussion im Rahmen der DIRK-Konferenz geäußert. Sie fürchten Nachteile für Banken aus der EU gegenüber Instituten aus Asien und den USA.ku Frankfurt – Heftige Kritik an der seit der Finanzkrise stark ausgeweiteten Regulierung von Finanzmärkten und Banken haben die Teilnehmer einer Diskussionsveranstaltung im Rahmen der Jahreskonferenz des Deutschen Investor Relations Verbandes (DIRK) in Frankfurt geübt. “Die EU reguliert sich selbst herunter”, beklagte Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank und Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA). In Asien gebe es im Vergleich dazu kaum Regulierung. Und in den USA werde Regulierung auch als Industriepolitik zur Abschottung des Marktes verstanden, was für US-Banken vorteilhaft sei. Europa mache sich hingegen selbst das Leben schwer.Für Cord Gebhardt, Direktor im Geschäftsbereich Cash & Derivatives Markets der Deutschen Börse und Mitglied der Geschäftsführung der Frankfurter Wertpapierbörse, ist die auf der Zielgraden befindliche zweite Version der EU-Richtlinie über Märkte für Finanzdienstleistungen (Mifid 2) zwar ein “gigantischer Moloch mit komplizierten Reporting-Pflichten”. Gebhardt betonte aber, dass der ebenfalls von Mifid 2 vorgegebene Pfad weg vom außerbörslichen Wertpapierhandel hin zu regulierten Märkten richtig sei. Oliver Maier, Bereichsleiter Investor Relations bei Fresenius Medical Care, beklagte die “Vielfalt an Filings”, die Unternehmen auf Basis von Mifid 2 einreichen müssten. Er fragte sich, ob das Pendel nicht zu stark in Richtung einer weitgehenden Regulierung ausgeschlagen sei. Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI), merkte an, dass Fonds allein über den Einsatz von Derivaten mittlerweile gemäß vier verschiedenen EU-Richtlinien auf unterschiedliche Weise berichten müssten. Er sieht darin ein Übermaß an Regulierung. Abnehmender GrenznutzenDas aktuelle Umfeld der Unternehmen und Investoren ist derzeit von Niedrigzinsen und einem negativen Zins auf Einlagen der Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank (EZB) gekennzeichnet. Auf die Frage, wie lange diese Bedingungen noch Bestand haben, sagte Bielmeier, er rechne noch mit einem längeren Zeitraum. Allerdings nehme der Grenznutzen der EZB-Maßnahmen ab, das Wirtschaftswachstum der Eurozone bleibe schwach. Er hoffe, dass die Lage beim Auslaufen der EZB-Maßnahmen nicht außer Kontrolle gerate. Sonst sehe es düster aus für die Märkte.Trotz der Niedrigzinsen rechnet BVI-Hauptgeschäftsführer Richter nicht mit einem nennenswerten Anstieg der Aktienquote von institutionellen Anlegern wie Versicherern über das aktuelle Maß von 3 bis 4 % hinaus. Dies liege am Geschäftsmodell der Lebensversicherer, das eine Garantieverzinsung beinhalte. Zudem müssten Versicherer Aktien stärker mit Eigenkapital unterlegen.Ansätze für eine höhere Attraktivität der Aktie im Niedrigzinsumfeld sahen die Teilnehmer der Diskussion nicht. Gebhardt betonte, gemessen an den Zulassungsanträgen gebe es keine Pipeline im Geschäft mit Initial Public Offerings (IPO), Deutschland rangiere noch hinter Finnland. Nichts bringen würde seiner Meinung nach die Schaffung eines Börsensegments für Wachstumswerte. Es gelte, zunächst die Börsengängen abträglichen Strukturen in Deutschland abzubauen.