Lage bei Alitalia verschärft sich − Streikankündigung
bl Mailand
Die Situation bei der italienischen Fluggesellschaft Alitalia spitzt sich vor der Einstellung ihres Flugbetriebs zum 15. Oktober immer weiter zu. Arbeitnehmervertreter haben nach dem Abbruch von Gesprächen mit der Geschäftsführung vorübergehend symbolisch die Verhandlungsbüros besetzt und für Freitag zum Streik aufgerufen. Seit Wochen demonstrieren die Vertreter der mehr als 10000 Beschäftigten der unter staatlicher Zwangsverwaltung stehenden Gesellschaft für einen besseren Tarifvertrag der Beschäftigten der Nachfolgegesellschaft Ita und Beschäftigungsgarantien für die Alitalia-Mitarbeiter.
Die Gewerkschaften wollen für die Nachfolgegesellschaft Ita, die am 15. Oktober starten soll, vergleichbare Verträge wie bei Alitalia. Die fürstlichen Entlohnungen und der Personalüberhang waren aber ein Grund dafür, dass die Airline seit 20 Jahren Verluste einfliegt und 2017 Konkurs anmeldete. Die Gewerkschaften fordern, dass Ita quasi vollständig das Personal von Alitalia übernimmt, und behaupten, dass die neue Gesellschaft 40% weniger bezahlt. Alitalia-Präsident Alfredo Altavilla bestreitet das, verweist aber gleichzeitig darauf, sparen zu müssen, um rentabel fliegen zu können.
Ita will zunächst nur mit 52 Flugzeugen und 2800 Beschäftigten an den Start gehen und nach einem als unrealistisch geltenden Strategieplan bis 2025 auf 5750 Beschäftigte aufstocken. Die Gesellschaft will bisherige Aktivitäten von Alitalia am Markt erwerben – womöglich in Konkurrenz mit Wettbewerbern. Diese zeigen bisher aber wenig Interesse an bisherigen Alitalia-Aktivitäten etwa am Boden.
Obwohl Ita de facto mit Alitalia identisch ist, sieht EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager die neue Gesellschaft nicht als Rechtsnachfolgerin von Alitalia. Sie erklärte staatliche Zuschüsse in Höhe von 900 Mill. Euro aus der Vor-Corona-Zeit für unzulässig und forderte eine Rückzahlung an den italienischen Staat. Dazu ist Alitalia aber nicht in der Lage, weshalb wohl der Steuerzahler die Zeche zahlen wird. Ob und unter welchen Bedingungen Ita am 15. Oktober starten kann, ist völlig unklar. Laut dem Strategieplan erwartet die Gesellschaft, die zunächst 1,5 Mrd. Euro an Staatshilfen erhalten soll, bis Jahresende ein negatives Betriebsergebnis von 447 Mill. Euro.