Lauter die Kassen nie klingelten

Weihnachtsgeschäft im deutschen Einzelhandel auf Rekordniveau - Jedes achte Geschenk aus dem Netz

Lauter die Kassen nie klingelten

Von Annette Becker, DüsseldorfDas ganze Jahr über hatte es sich schon abgezeichnet: 2016 wird für den deutschen Einzelhandel ein Jahr der Superlative. Die Stimmung bewegt sich auf einem Fünfjahreshoch, hatte der Branchenverband HDE schon im September frohlockt und die Umsatzprognose für das Gesamtjahr auf einen Zuwachs um 2,5 % auf annähernd 486 Mrd. Euro hochgesetzt. Die Prognose dürfte sich erfüllen, nicht zuletzt weil das Weihnachtsgeschäft so gut gelaufen ist wie nie zuvor und streng genommen noch nicht beendet ist. Denn gemäß der gängigen Definition umfasst das Weihnachtsgeschäft die Erlöse der Monate November und Dezember. Mehr als 91 Mrd. EuroInsbesondere die Zeit zwischen den Jahren ist dabei von großer Bedeutung, wie der HDE betont. Drei Viertel der vom Handelsverband befragten Händler gaben zuletzt an, dass die Zeit zwischen dem 27. Dezember und Silvester sehr wichtig oder zumindest wichtig für ihr Geschäft sei. Zwar gilt die Nachweihnachtszeit in erster Linie als Umtauschzeit, doch liegen unter dem Christbaum eben nicht nur Päckchen, die dem Beschenkten keine Freude bereiten, sondern häufig auch Bargeld oder Gutscheine.Hinzu kommt, dass viele Menschen zwischen Weihnachten und Silvester nicht arbeiten und somit Zeit für einen ausgiebigen Einkaufsbummel haben. Unterstützt wird die Konsumbereitschaft hierzulande auch von der günstigen Beschäftigungslage und -perspektive. Die aufgezeigte Entwicklung deckt sich mit der Verbraucherstimmung, die sich nach GfK-Angaben auf ungebrochen hohem Niveau bewegt. Konkret rechnet der HDE in diesem Jahr mit Erlösen im Weihnachtsgeschäft von 91,1 Mrd. Euro, was einem Plus von satten 3,9 % entspräche.Und damit nicht genug: Denn schon 2015 war der Umsatz im Weihnachtsgeschäft mit 87,7 Mrd. Euro um 3,3 % und damit schneller als erwartet gewachsen. Der Dezember 2016 könnte “mit einem Umsatz von über 50 Mrd. Euro der stärkste Einzelhandelsmonat aller Zeiten werden”, hatte der Handelsverband zuletzt prophezeit.Wenig überraschend: Auch der Online-Handel wächst weiter rasant. Für das Weihnachtsgeschäft prognostiziert der Handelsverband einen Online-Umsatz von 12,3 Mrd. Euro, ein Zuwachs zum Vorjahr um fast 12 %. Damit landet der Anteil, den der E-Commerce am gesamten Weihnachtsumsatz hat, bei 13,5 (i.V. 12,5) %. Insgesamt gilt aber ohnehin, dass das Weihnachtsgeschäft im E-Commerce von größerer Relevanz ist als im Handel insgesamt. Denn während der deutsche Einzelhandel in seiner Gesamtheit im Weihnachtsgeschäft knapp ein Fünftel seines Jahresumsatzes erwirtschaftet, liegt der Anteil im Online-Handel mittlerweile bei knapp 30 %.”Jedes achte Geschenk unter dem Weihnachtsbaum wird aus dem Netz stammen. Und in diesem Jahr verschenken wir auch sperriges oder vermeintlich unromantisches wie Möbel oder Haushaltsgeräte”, freute sich erst vor wenigen Wochen Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland. Mit Ikea.de und Home24.de schafften es 2016 erstmals zwei Händler mit Fokus auf Möbel und Wohnaccessoires in die Top 25 der nach Umsatz größten Online-Shops in Deutschland.