Immobilien

LEG lässt Adler-Deal platzen

Paukenschlag: Die LEG Immobilien nimmt Abstand vom Erwerb der mehrheitlich zur angeschlagenen Adler Group gehörenden BCP Capital. Damit fehlen Adler 765 Mill. Euro, die die Düsseldorfer für den Erwerb gezahlt hätten.

LEG lässt Adler-Deal platzen

ab/hek Köln/Frankfurt

Die angeschlagene Adler Group bekommt ein weiteres Problem: Der geplante Verkauf der restlichen bei Adler liegenden Anteile an der Brack Capital Properties (BCP) findet nicht statt. Die LEG hat sich gegen ein Erwerbsangebot für die in Israel notierte BCP entschieden, wie der Düsseldorfer Wohnimmobilienkonzern mitteilte.

Damit werde die mit Adler Real Estate, einer Tochter der Adler Group, im Dezember vereinbarte Call-Option zur Einlieferung von 63 % an BCP „endgültig nicht in Anspruch genommen“, heißt es. Die Absage stehe im Zusammenhang mit dem veränderten Marktumfeld, begründet die LEG den Schritt. Seit Abschluss der Vereinbarung haben sich die Zinsen und damit auch die Kapitalkosten für die Wohnimmobilienbranche deutlich erhöht.

Mit den Ungereimtheiten bei der Bewertung einer Projektentwicklung im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim (Glasmacherviertel) habe die Absage nichts zu tun. Anfang der Woche hatte die Finanzaufsicht BaFin einen Bilanzierungsfehler bei Adler Real Estate im Zusammenhang mit dem Glasmacherviertel im Abschluss 2019 festgestellt. Das strittige Projekt wird in der BCP-Bilanz zum 31. März 2022 mit 167,5 Mill. Euro ausgewiesen. Das Projekt gehört der niederländischen Adler-Tochter.

Der Verzicht auf Ausübung der Call-Option hatte sich abgezeichnet. „Es gibt gute Gründe, diese Transaktion weder allein noch zu dem ursprünglich vereinbarten Preis umzusetzen“, hatte LEG-Chef Lars van Lackum kürzlich in einem Interview gesagt und ergänzt, dass die LEG nach einem Mitinvestor Ausschau halte. Doch auch ein anderer Investor werde den alten vereinbarten Preis wohl nicht mehr zahlen. Dem Vernehmen nach soll Stefan Kirsten, Verwaltungsratschef der Adler Group, in Gesprächen mit LEG an dieser Stelle wenig Verhandlungsbereitschaft gezeigt haben.

Die LEG hatte im Dezember 2021 von Adler ein Aktienpaket von 31 % an BCP für 328 Mill. Euro erworben und sich zugleich den Zugriff auf ­diebei Adler verbliebenen 63 % ­zu einem Preis von 157 Euro je BCP-Aktie oder 765 Mill. Euro in Summe gesichert. Die Call-Option hatte eine Laufzeit bis Ende September 2022. BCP besitzt ein Wohnungsportfo­lio mit über 12 000 Einheiten sowie ­ein großes Projektentwicklungsgeschäft. Den Anteil des Projektentwicklungsgeschäfts hatte LEG-Finanzchefin Susanne Schröter auf 13 bis 14 % taxiert (vgl. BZ vom 15. Januar).

Bei der LEG wird der BCP-Anteil künftig als Finanzbeteiligung gehalten. Inwieweit Wertkorrekturen vorzunehmen sind, wird sich bei der Vorlage des Zwischenberichts in der kommenden Woche zeigen. Im Mai hatte LEG die Beteiligung mit aktuell rund 35% angegeben.

Für Adler Group bedeutet die Absage von LEG einen weiteren Rückschlag, reißt sie doch ein Loch in die Liquiditätsplanung. Hinzu kommt, dass auch die geplante Veräußerung von Immobilienprojekten aufgrund der verschlechterten Marktlage und der starken Verteuerung von Baumaterialien schwieriger geworden ist. Adler steht unter Druck, weil das Unternehmen vergleichsweise hoch verschuldet und der Zugang zum Bank- und Kapitalmarkt nach eigener Einschätzung versperrt ist. Im Mai betrugen die liquiden Mittel laut Firmenangaben rund 600 Mill. Euro. Die Ende Mai präsentierte Finanzprojektion der Adler Group ging von einem Anstieg des Cashbestands bis Jahresende auf 1,5 Mrd. bis 1,7 Mrd. Euro aus. Hinter den Zuflüssen standen vor allem der nun hinfällige BCP-Verkauf (765 Mill. Euro) und die Veräußerung von Projektentwicklungen (1,0 Mrd. bis 1,2 Mrd. Euro). Dem standen geplante Abflüsse von 845 Mill. Euro vor allem für Bauprojekte und Finanzierungen gegenüber.

Adler werde nun „weitere Optionen für die werthaltige Beteiligung an BCP evaluieren und dabei die Interessen aller Stakeholder berücksichtigen“, teilt das Unternehmen mit und hebt die „hohe Qualität des Portfolios“ von BCP hervor. Es sei weiter geplant, die Assets abzustoßen, so ein Firmensprecher.

Kirsten hatte Ende Juni im Interview der Börsen-Zeitung für den Fall, dass LEG einen Rückzieher macht, einen kontrollierten Verkauf von Assets angekündigt, „um unsere Kreditlinien wieder zurückzuführen“. Bei BCP hatte sich eine Deckungslücke im Working Capital aufgetan, die eine Zwischenfinanzierung durch Adler erforderlich macht.

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