Spacs

London ändert die Regeln

Großbritannien gleicht seine Regeln für Spacs stärker den Vorschriften anderer Länder an. Damit will London den Rückstand gegenüber anderen Börsenplätzen wie New York, Amsterdam oder Stockholm aufholen, an denen zuletzt weitaus mehr dieser Blankoscheck-Übernahmevehikel ge­listet wurden.

London ändert die Regeln

cru Frankfurt – Großbritannien ändert die Vorschriften für Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) und gleicht sie dabei stärker den Regeln in anderen Ländern an. Damit will London den Rückstand bei Spacs gegenüber anderen Börsenplätzen wie New York, Amsterdam oder Stockholm aufholen, an denen zuletzt weitaus mehr dieser Blankoscheck-Übernahmevehikel ge­listet wurden.

Die Finanzaufsichtsbehörde FCA (Financial Conduct Authority) kündigt an, dass die Börsenzulassungsregeln am 10. August geändert werden. Die wichtigste Neuerung: Bisher wurden Spacs nach der Ankündigung einer Übernahme vom Handel ausgesetzt, so dass Investoren gezwungen waren, an ihren Positionen festzuhalten. Damit soll jetzt Schluss sein.

Darüber hinaus erhalten Spac-Investoren nun bei in London gelisteten Vehikeln die Option, ihre Aktie zum Ausgabepreis zurückzugeben, bevor eine Übernahme abgeschlossen ist. Außerdem müssen Spacs jede geplante Übernahme von den Aktionären genehmigen lassen. Sie müssen sicherstellen, dass die von den Aktionären beim Börsengang eingesammelten Gelder zweckgebunden sind, und sie müssen eine Frist festlegen, wie lange der Spac Zeit hat, ein Akquisitionsziel zu finden und die Übernahme abzuschließen.

„Mehr Flexibilität“

„Die Vorschriften zielen darauf, größeren Spacs mehr Flexibilität einzuräumen, sofern sie bestimmte Merkmale aufweisen, die den Anlegerschutz und das reibungslose Funktionieren unserer Märkte fördern“, erklärte die FCA. Gleichzeitig wurde als Reaktion auf die Rückmeldungen zu den vorgeschlagenen Änderungen die Mindestgröße für einen Spac von 200 Mill. Pfund auf 100 Mill. Pfund gesenkt, und es besteht die Möglichkeit einer sechsmonatigen Verlängerung der Frist für den Abschluss einer Übernahme ohne Aktionärsabstimmung, wenn ein Deal weit fortgeschritten ist.

Ein Spac ist eine zunächst „leere“ Mantelgesellschaft ohne operatives Geschäft, die gegründet wird, um Geld von Investoren zu beschaffen, das sie zum Erwerb eines anderen Unternehmens verwendet. In den letzten 18 Monaten erfreuten sich die Blankoscheckvehikel in den USA großer Beliebtheit, und auch in Europa werden immer mehr Spacs notiert – allein 19 in der ersten Jahreshälfte –, vor allem an den Börsen in Amsterdam, Stockholm und Frankfurt.

Wie in den USA

Mit den geänderten Vorschriften geht Großbritannien zu einer Struktur über, die der in den USA und anderen europäischen Ländern stärker ähnelt. Die Londoner Börse hatte bei der letzten Spac-Emissionswelle in den 2010er Jahren zwar Erfolg. Eines der neu an die Börse gekommenen Vehikel war damals beispielsweise Martin Franklins Spac J2 im Jahr 2017 mit einem Volumen von 1,25 Mrd. Dollar, der die US-Pipeline-Ingenieursfirma APi Group kaufte. Doch die Spac-Welle ebbte ab.

Die Spac-Gründer schätzen die Tatsache, dass bisher in Großbritannien für Übernahmen nur die Zustimmung des Vorstands und nicht die aller Aktionäre erforderlich war, da dies mehr Sicherheit bei den Verhandlungen mit den Eigentümern des Zielunternehmens bot. Mit den neuen Regeln werden nun die Interessen der Aktionäre stärker berücksichtigt.

Der enorme Erfolg von Spacs jenseits des Atlantiks, die allein in diesem Jahr mehr als 100 Mrd. Dollar bei Investoren eingesammelt haben, hat gezeigt, dass Investoren das US-Modell­ besser finden als die britische Variante. Das gilt zumindest für die Abstimmung der Aktionäre über die geplante Akquisition. Als Makel der US-Spacs gilt dagegen, dass die Gründer der Vehikel 20% der Aktien kostenlos erhalten.

Es gilt als unwahrscheinlich, dass die Regeländerungen in Großbritannien ausreichen, um in London ein regionales Spac-Zentrum zu schaffen, da sich in diesem Jahr schon Amsterdam, Stockholm und Frankfurt in Europa an die Spitze gesetzt haben. Aber die neuen Regeln sollen sicherstellen, dass London einen angemessenen Anteil an den Spac-Börsengängen erhält. Obwohl die Regeln für London denen anderer Börsenplätze angeglichen werden, gibt es weiterhin auch Unterschiede bei der Mindestgröße und der Frist bis zur Akquisition.