Strategische Investition

L’Oréal steigt wieder bei Galderma ein

L’Oréal erwirbt 10% von Galderma, um den wachsenden Ästhetik-Markt zu erkunden. Die Transaktion hat einen Wert von rund 1,6 Mrd. sfr.

L’Oréal steigt wieder bei Galderma ein

Schönheitsindustrie

LOréal steigt wieder bei Galderma ein

Kosmetikriese will von dem Schweizer Unternehmen das Anti-Falten-Geschäft lernen

dz/ wü Zürich/ Paris
Daniel Zulauf und Gesche Wüpper, Zürich/ Paris

L’Oréal sichert sich eine Beteiligung an Galderma. Der französische Kosmetikriese kündigte am Montag an, dass er eine Beteiligung in Höhe von 10% an dem Schweizer Hautpflegespezialisten übernimmt. Gemessen an der aktuellen Börsenkapitalisierung des an der Six Swiss Exchange gelisteten Unternehmens in Höhe von rund 16 Mrd. sfr hat die Transaktion einen Wert von rund 1,6 Mrd. sfr.

In der Mitteilung des in Zug ansässigen Unternehmens ist aber auch von einer nicht näher bezifferten „Prämie“ die Rede, welche L’Oréal den von der schwedischen Investmentfirma EQT angeführten Verkäufern überweisen will. EQT und zwei Staatsfonds aus Abu Dhabi und Singapur hielten gemäß einer jüngsten Offenlegung von Ende Juni 77% aller Galderma-Anteile.

Erfolgreicher Börsengang

Die Aktionärsgruppe hatte Galderma im März an die Schweizer Börse gebracht und einen ersten Teil ihrer Anteile veräußert. Galderma war bis vor wenigen Monaten der wertmäßig größte Börsengang der Welt im laufenden Jahr. Die Aktien wurden zu 53 sfr platziert und notierten schon nach dem ersten Handelstag über 60 sfr. Die Nachricht vom Einstieg von L’Oréal ließ die Aktien am Montag trotz eines schlechten Börsenklimas zeitweise auf über 70 sfr zurückkehren. Dagegen gab die L'Oréal-Aktie am Montag an der Börse von Paris im Laufe des Tages zeitweise um 0,5% auf 379,35 Euro und damit deutlich weniger als der CAC 40 nach, der mit 2,6% im Minus stand.

L’Oréal-Chef Nicolas Hieronimus spricht von einer „strategischen Investition“. Dabei handele es sich im Vergleich zu den jüngsten Transaktionen des Konzerns um einen kleinen Deal, meinen die Analysten von Jefferies. Deshalb werfe er Fragen zur strategischen Ausrichtung von L'Oréal auf. Die Jefferies-Experten glauben, dass sich LOréal mit der Beteiligung positioniert, um zu einem späteren Zeitpunkt eventuell die Kontrolle zu übernehmen.

Der Kosmetikriese erklärte dagegen, der Einstieg ziele darauf ab, den schnell wachsenden „Ästhetik-Markt“ zu erkunden. 10% seien gut, um zu lernen und die Optionen für alle offenzuhalten, sagte Konzernchef Hieronimus während einer Analystenkonferenz.

Mit „Ästhetik-Markt“ meint LOréal Anti-Aging-Therapien, insbesondere mit Faltenspritzmitteln, ein Segment, in dem der Branchenprimus der Kosmetikindustrie bisher nicht tätig ist. Mit diesen injizierbaren Schönheitsmitteln hat Galderma im ersten Halbjahr 1,1 Mrd. Dollar generiert. Das entspricht gut der Hälfte des gesamten Unternehmensumsatzes.

Die Faltenspritzmittel sind in hiesigen Breitengraden gesellschaftlich zwar in manchen Ländern teils umstritten, stoßen jedoch weltweit auf eine sehr starke Nachfrage. Der globale Markt wird derzeit auf ein Volumen von 9,3 Mrd. Dollar geschätzt. Im Schnitt hat er in den vergangenen fünf Jahren um 12% jährlich zugelegt.

Früheres Gemeinschaftsunternehmen

LOréal hatte Galderma 1981 zusammen mit Nestlé als Gemeinschaftsunternehmen gegründet. 2014 tauschten die Franzosen ihren Anteil gegen 8% eigener Aktien, die von Nestlé gehalten wurden. Nestlé ist aber weiterhin mit 20,1% an L’Oréal beteiligt.

Wie die beabsichtigte Forschungskooperation mit Galderma genau vonstattengehen soll, wurde während Telefonkonferenzen mit Analysten und Investoren nicht hinreichend klar. Klar ist, dass L’Oréal den Status von Galderma als unabhängiges Unternehmen mindestens vorerst nicht kompromittieren will und nicht zuletzt aus wettbewerbsrechtlicher Sicht auf einen Sitz im Galderma-Verwaltungsrat verzichtet. Die Beteiligung an Galderma könnte nicht die einzige in diesem Jahr bleiben. „Wir sind immer auf der Suche nach mittelgroßen Marken, die wachsen und die wir internationalisieren oder regionalisieren können“, sagte Konzernchef Hieronimus am Freitag in einem von „Investir“ veröffentlichten Interview.

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