Luftfrachtgeschäft verliert an Fahrt
lis Frankfurt
Das Luftfrachtgeschäft, das in der Airline-Branche die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abgefedert hat, ist aus dem Tritt geraten. Grund dafür ist zum einen der Krieg in der Ukraine, zum anderen die zahlreichen Corona-Lockdowns in China.
Die weltweite Nachfrage, gemessen in Frachttonnenkilometern (CTK), sei im April 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 11,2 % gesunken, teilte der Airline-Verband IATA am Mittwoch mit. Im Vergleich zum April 2019 – also vor der Pandemie – ist die weltweite Nachfrage um 1 % gesunken. Zwar handelt es sich bei solchen Monatswerten lediglich um eine Momentaufnahme, allerdings halten die Belastungen durch den Ukraine-Krieg und die Lockdowns in China an, auch wenn Letztere nach und nach gelockert werden. Zudem sind neue Exportaufträge, ein wichtiger Indikator für die Frachtnachfrage und den Welthandel, in allen Märkten außer den USA rückläufig.
Der Krieg in der Ukraine führte zu einem Rückgang der Frachtkapazitäten im Europaverkehr, da mehrere Fluglinien mit Sitz in Russland und der Ukraine wichtige Frachtunternehmen sind, heißt es bei der IATA. Und die Null-Covid-Politik in China führte zu Kapazitätsproblemen aufgrund von Flugstreichungen wegen Arbeitskräftemangels. Die Abriegelungen haben einen Großteil des weltgrößten Hafens, Schanghai, zum Stillstand gebracht.
„Das operative Umfeld ist für alle Unternehmen eine Herausforderung, auch für die Luftfracht. Aber da China die Beschränkungen lockert, gibt es Anlass zu Optimismus, und das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage hält die Renditen hoch“, sagte Willie Walsh, Generaldirektor der IATA.
Am ausgeprägtesten war der Rückgang im April bei den asiatisch-pazifischen Fluggesellschaften, bei denen das Frachtaufkommen um 15,8% nachgab. Die Europäer verzeichneten einen Rückgang um 14,4%, wobei der innereuropäische Markt um 24,6% einbrach. Letzteres ist vor allem auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen. In Nordamerika ging das Frachtaufkommen um 6,6 % zurück, was vor allem an der Schwäche im Markt Asien-Nordamerika lag.
Die Fluggesellschaften des Nahen Ostens verzeichneten im April einen Rückgang um 11,9 % im Vergleich zum Vorjahr. Signifikante Vorteile, die sich aus der Umleitung des Verkehrs zur Vermeidung von Flügen über Russland ergaben, blieben aus, wird beim Airline-Verband betont. Dies sei wahrscheinlich auf die anhaltenden Probleme in der Lieferkette in Asien zurückzuführen.