Lufthansa droht Ende der fetten Jahre
Lufthansa droht Ende der fetten Jahre
Besonders die Kernmarke der Airline leidet unter Preis- und Kostendruck – Gekapptes Ergebnisziel bleibt – Aktie fällt
hei Frankfurt
Lufthansa-Chef Carsten Spohr war nach dem Ende der Pandemie davon ausgegangen, dass Kapazitätsengpässe das Preisniveau in der Branche noch über Jahre stützen würden. Das scheint nicht zu klappen. Vor allem die Kernmarke leidet im Wettbewerb. Auf den Asienrouten sacken die Yields gegenüber Vorjahr um fast 10% ab.
Sieben fette Jahre, die eigentlich den mageren folgen sollen, werden es nach dem Ende der Corona-Pandemie bei der Lufthansa wohl nicht. Der Aviation-Konzern stimmt nach einem schwachen ersten Halbjahr, das den Vorstand bereits am 12. Juli zu einer Prognosekorrektur gezwungen hatte, auch fürs laufende dritte Quartal auf ein operatives Ergebnis unter Vorjahr ein. Zunehmende Sitzplatzkapazitäten drücken branchenweit auf die Preise, was besonders der Lufthansa-Kernmarke zu schaffen macht. Die Lufthansa Airlines, die für mehr als die Hälfte vom Gesamtumsatz der Passenger Airlines steht, erzielte im zweiten Quartal nur eine operative Marge von 4,7%, die zweitschlechteste Performance unter allen Fluggesellschaften der Lufthansa nach Brussels Airlines.
Renditziel verfehlt
Aufgrund der schwachen Performance der Kernmarke verfehlen die Passenger Airlines insgesamt mit einer operativen Rendite von 7,2% die langfristige Zielmarke von 8%, die der Vorstand als notwendig ansieht, um vor allem auch die nötigen Investitionen zu stemmen. Sie lagen im Konzern bei 1,7 Mrd. Euro. Der opertive Cashflow landete dank der saisonal bedingt hohen Buchungseingänge bei 2,8 Mrd. Euro, damit allerdings trotzdem 300 Mill. Euro unter Vorjahr.
Vorstandschef Spohr wies zwar bei der Bekanntgabe der Halbjahresergebnisse darauf hin, dass bei der wichtigsten Airline im Konzern „zusätzlich zu den Effekten der Marktentwicklung“ noch Sondereffekte wie hohe Streikkosten und und verzögerte Flugzeugauslieferungen ins Kontor schlugen, räumte aber auch „strukturelle Probleme“ ein. An den reduzierten Gewinnerwartungen für 2024, die ein Adjusted Ebit von 1,4 bis 1,8 (i.V. 2,7) Mrd. Euro vorsehen, hält Spohr fest. Als Ergebnisstütze erweist sich dabei neben der soliden Entwicklung von Lufthansa Cargo vor allem die Techniksparte, die im Halbjahr ein Gewinnplus von 30% auf 203 Mill. Euro verzeichnet. Die Lufthansa-Aktie, die in diesem Jahr bisher schon mehr als ein Viertel an Wert verloren hat, gab weiter nach.
Kapazität noch nicht fix
Wettbewerbsdruck verspürt die Lufthansa im Passagiergeschäft vor allem auf den Fernverkehrsrouten nach Asien, wo andere Carrier ihre Kapazitäten deutlich ausgebaut haben, so dass die Durchschnittserlöse (Yields) unter Druck stehen. Sie sackten von April bis Juni bei den Asienflügen gegenüber Vorjahr um fast 10% ab, während im lukrativen Transatlantikverkehr nur ein moderater Rückgang von 2,6% zu verzeichnen war. Im Gesamtjahr geht das Unternehmen davon aus, die Stückkosten (ohne Treibstoff) weitgehend stabil zu halten, während die Stückerlöse im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich fallen dürften. Unterstellt wird eine Kapazität von 92% des Vorkrisenniveaus, die aber laut Finanzchef Michael Niggemann noch angepasst werden kann. Fürs laufende Quartal, das üblicherweise das stärkste im Jahr ist, sind 96% angesetzt und leicht sinkende Yields erwartet. Neben Maßnahmen zur Reduzierung von Komplexität und „Verbesserungen des Kundenerlebnisses“, die die Lufthansa effizienter und attraktiver machen sollen, will die Lufthansa an den Hauptdrehkreuzen Frankfurt und München die Flugbetriebe Discover Airlines und City Airlines strategisch ausbauen, um die Standorte „zu wettbewerbsfähigen Kosten weiter entwickeln zu können“, wie es heißt. Mit dem Ausbau von Discover reagiert der Vorstand auf ungebremste touristische Nachfrage, auch im Fernverkehr, wo es bei Geschäftsreisen noch klemmt.