Lufthansa überwindet die Krise
swa Frankfurt – Im Management der Lufthansa macht sich Optimismus breit. „Wir haken die Krise jetzt mental ab und gehen wieder in die Offensive“, sagt Konzernchef Carsten Spohr bei Bekanntgabe der Quartalszahlen. Seit einigen Wochen ziehe die Nachfrage deutlich an. „Die Neubuchungen steigen von Woche zu Woche – bei den Geschäftsreisenden, aber ganz besonders bei Urlaubs- und Privatreisen“, ergänzt Spohr.
Der Krieg in der Ukraine habe nur kurzzeitig zu einem Rückgang der Buchungszahlen geführt. Dennoch wirke er sich insbesondere durch den erheblichen Anstieg der Kerosinpreise belastend auf den Geschäftsverlauf aus. Dagegen könne das Unternehmen nur teilweise mit Termingeschäften gegensteuern. Deshalb müssten die Ticketpreise nach vier Erhöhungen im vergangenen halben Jahr weiter steigen, sagt Finanzchef Remco Steenbeergen. „Steigende Kosten müssen wir an unsere Kunden weitergeben“, betont der Manager.
Das Umfeld für Preissteigerungen ist günstig. In den zurückliegenden Wochen seien so viele Flugtickets gebucht worden wie noch nie seit Beginn der Corona-Pandemie. Auf Basis der aktuellen Buchungszahlen geht der Konzern davon aus, das Flugangebot im weiteren Jahresverlauf deutlich ausbauen zu können – getrieben insbesondere von den touristisch geprägten Kurzstrecken in Europa. In diesem Sommer würden voraussichtlich so viele Menschen mit den Airlines der Gruppe in den Urlaub fliegen wie nie zuvor, so die Erwartung.
Auslastung steigt
Auch auf der Langstrecke und im Geschäftsreisensegment rechnet der Konzern mit einer Erholung, aber auf niedrigerem Niveau. Das Volumen des Geschäftsreiseverkehrs wird sich den Erwartungen zufolge bis Jahresende voraussichtlich auf 70% des Vorkrisenniveaus erholen. Aufgrund der weiterhin hohen Nachfrage im Premiumbereich und des steigenden Preisniveaus geht Lufthansa davon aus, dass die Durchschnittserlöse im weiteren Jahresverlauf mindestens im hohen einstelligen Prozentbereich über Vorjahr liegen werden. Damit werde das Vorkrisenniveau aus dem Turnus 2019 voraussichtlich übertroffen, heißt es.
Im Quartal lag die Kapazität der Passagier-Airlines nach Angaben des Unternehmens durchschnittlich bei 57% des Vorkrisenniveaus. Im zweiten Quartal des Jahres sei geplant, auf 75% zu erhöhen. Im Sommer sollen auf der europäischen Kurzstrecke 95% des Niveaus vor der Krise angeboten werden, auf dem Transatlantik etwa 85%.
Der Umsatz des Konzerns hat sich in den ersten drei Monaten von 2,6 Mrd. auf 5,4 Mrd. Euro verdoppelt. Der operative Verlust fällt mit 591 Mill. Euro deutlich niedriger aus als in der Vorjahreszeit (1,05 Mrd. Euro). Dazu hat maßgeblich das Frachtgeschäft mit einem Rekordgewinn von 495 Mill. Euro beigetragen.
Der Konzern verweist auf weitere Fortschritte in der Umsetzung seines Restrukturierungsprogramms. Die bislang implementierten Maßnahmen sorgten für 80% der mit 3,5 Mrd. Euro geplanten jährlichen Einsparungen – sie sollen vom Jahr 2024 an vollständig wirksam werden.
Die starke Buchungsfrequenz und die damit verbundenen Vorauszahlungen für Flugreisen insbesondere im Frühjahr und Sommer schlägt sich in einer deutlichen Verbesserung des Cashflow nieder. Der bereinigte Free Cashflow wird mit 780 Mill. Euro ausgewiesen. Ende März stand dem Unternehmen eine Liquidität von 9,9 Mrd. Euro zur Verfügung. Darin sei die Anfang April abgeschlossene Kreditlinie mit einem Volumen von 1,3 Mrd. Euro noch nicht berücksichtigt.
Aufgrund der guten Liquiditätsentwicklung will der Konzern die Stabilisierungsmaßnahmen in der Schweiz im Verlauf des zweiten Quartals vorzeitig beenden. Von der staatlich gesicherten Kreditlinie von 1,5 Mrd. sfr habe die Tochter Swiss zuletzt 210 Mill. gezogen.
Die Lufthansa-Aktie legte nach Bekanntgabe der Zahlen anfangs um 3,5% zu, drehte im Handelsverlauf aber ins Minus und schloss 2,5% leichter bei 6,92 Euro.
Lufthansa | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 5363 | 2560 |
Bereinigtes Ebit | −591 | −1048 |
Finanzergebnis | −110 | −229 |
Konzernergebnis | −584 | −1049 |
Operativer Cashflow | 1496 | −775 |
Freier Cashflow | 780 | − 953 |
Nettokreditschulden | 8283 | 10924 |
Eigenkapitalquote (%) | 12,2 | 5,3 |
Marktwert 5.5.2022 | 8270 | |
Börsen-Zeitung |