Mærsk stemmt sich mit Stellenabbau gegen Ertragserosion
Mærsk stemmt sich mit Stellenabbau gegen Ertragserosion
Bis 2024 fallen 10.000 Arbeitsplätze weg – Reedereikonzern erwartet 600 Mill. Dollar Einsparungen – Aktie fällt
ste Hamburg
Der dänische Transport- und Logistikkonzern A.P. Møller-Mærsk verschärft wegen sich verschlechternder Preisprognosen in der Containerschifffahrt Sparmaßnahmen und weitet einen Stellenabbau aus. Wie das Unternehmen am Freitag bei der Vorlage des Zwischenberichts zum 30. September mitteilte, sollen nach rund 6.500 Arbeitsplätzen seit Anfang dieses Jahres weitere 3.500 Positionen bis 2024 wegfallen, wodurch sich die Beschäftigtenzahl auf unter 100.000 verringern würde. Die im kommenden Jahr erwarteten Einsparungen werden mit 600 Mill. Dollar beziffert.
Die mit den Maßnahmen verbundenen Restrukturierungskosten erhöhen sich den Angaben zufolge verglichen mit Erwartungen im Februar um 200 Mill. auf 350 Mill. Dollar. Ein Großteil davon werde im laufenden Geschäftsjahr verbucht, teilte Mærsk mit. Der Konzern streicht darüber hinaus Investitionspläne zusammen. So wird für den kumulierten Zeitraum 2022 und 2023 inzwischen noch mit Ausgaben von rund 8 Mrd. und nicht mehr mit 9 bis 10 Mrd. Dollar gerechnet. Für 2023 und 2024 antizipiert Mærsk nun 8 bis 9 Mrd. Dollar anstatt 10 bis 11 Mrd. Dollar. Überprüft werde ferner die Fortsetzung des Aktienrückkaufprogramms im kommenden Jahr.
Sonderkonjunktur beendet
Wie andere Containerreedereien hatten auch die Dänen, hinter der schweizerisch-italienischen MSC die Nummer 2 der Branche, während der Corona-Pandemie Rekordgewinne eingefahren. Eine hohe Güternachfrage bei zugleich knappen Transportkapazitäten ließ die Frachtraten in die Höhe schnellen. Inzwischen schwächelt das Wirtschaftswachstum, Unternehmen bauen Lagerbestände ab, anstatt neue Waren zu bestellen. Zugleich hat sich nach vermehrten Schiffs- und Containerbestellungen das Angebot an Transportkapazitäten deutlich erhöht, während die Frachtpreise für den Seetransport inzwischen weit unter den Niveaus der beiden vergangenen Jahre liegen.
Für das dritte Quartal vermeldete etwa Mærsk einen Rückgang im Vorjahresvergleich um 58% auf 2.095 Dollar je 40-Fuß-Container. Gemessen am zweiten Quartal dieses Jahres rutschte die durchschnittliche Frachtrate bei Mærsk in der sogenannten "Peak Season" der Branche um 14% ab.
Vincent ClercUnsere Branche ist in einer neuen Normalität angekommen.
"Unsere Branche ist in einer neuen Normalität angekommen mit gedämpfter Nachfrage, einem Preisgefüge, das wieder dem Niveau der Vergangenheit entspricht, und einem Inflationsdruck auf unsere Kostenbasis", so Mærsk-Chef Vincent Clerc. Seit dem Sommer seien in den meisten Regionen Überkapazitäten festzustellen, die zu Preisrückgängen und keinem spürbaren Anstieg des Schiffsrecyclings oder dem Auflegen von Schiffen geführt hätten. "Angesichts der bevorstehenden herausfordernden Zeiten haben wir mehrere Maßnahmen zur Kostenkontrolle beschleunigt, um unsere Finanzergebnisse abzusichern."
Mærsk dämpft Gewinnerwartungen
Der Konzern rechnet mittlerweile zwar damit, dass das weltweite Containertransportvolumen im laufenden Jahr etwas weniger stark um 0,5 bis 2% anstatt um 1 bis 4% schrumpfen wird. Zugleich dämpfte Mærsk aber Gewinnerwartungen: Die operativen Ergebnisse vor (Ebitda) und nach Abschreibungen (Ebit) sollen 2023 jeweils am unteren Ende der Prognosespannen von 9,5 bis 11 (36,8) Mrd. bzw. 3,5 bis 5 (30,9) Mrd. Dollar landen.
Die Mærsk-B-Aktie fiel am Freitag in Kopenhagen in der Spitze um fast 13% auf 10.660 dkr, nachdem das Unternehmen über einen im dritten Quartal auf 12,1 (22,8) Mrd. Dollar gesunkenen Umsatz sowie über ein auf 1,9 (10,9) Mrd. Dollar verringertes Ebitda und ein Ebit von 538 Mill. (9,5 Mrd.) Dollar berichtet hatte. Die Ergebnisse des Konzerns lägen im Rahmen der Markterwartungen, so die US-Bank J.P. Morgan, die ihre Anlageempfehlung für die Mærsk-Aktie mit "neutral" und einem Kursziel von 12.400 dkr unverändert ließ.