Managerinnen holen in der Vergütung auf
swa Frankfurt – Frauen haben es nach wie vor schwer, in den Vorstand aufzurücken, wer es jedoch geschafft hat, kann mehr verdienen als männliche Kollegen. Über alle Unternehmen der Dax-Familie hinweg haben weibliche Vorstandsmitglieder im vergangenen Jahr nach einer Studie von EY im Durchschnitt höhere Saläre eingestrichen als die Männer in der obersten Führungsriege und auch stärkere Gehaltssteigerungen durchgesetzt.Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft legt für die Analyse die gewährten Gehälter zugrunde und rechnet CEOs heraus. Würde das tatsächlich zugeflossene Gehalt einschließlich ausgezahlter mehrjähriger Komponenten berücksichtigt, würde sich ein anderes Bild ergeben.Der Vergütungsabstand zwischen Männern und Frauen variiert erheblich danach, welchen Börsenindex man sich anschaut. Während beide Gruppen im Dax 30 mit einer Direktvergütung von 3 Mill. Euro etwa auf Augenhöhe sind – weibliche Vorstände verdienen durchschnittlich 30 000 Euro mehr -, weitet sich der Abstand im MDax zugunsten der Frauen auf 90 000 Euro aus. In Dax als auch im MDax haben weibliche Vorstände zwischen 2013 und 2017 die Gehälter um 15 % ausgebaut, die männlichen Kollegen begnügten sich mit einer Steigerung um 4 %. Höhere GrundgehälterAls Top-Verdienerin im Dax gilt Belén Garijo, die 2017 in der Geschäftsleitung des Pharma- und Chemiekonzerns Merck einschließlich Nebenleistungen und Altersvorsorge eine Vergütung von 6,3 Mill. Euro einstrich. Auf die für das Pharmageschäft zuständige Managerin trifft auch die Beobachtung zu, dass Frauen in Führungsetagen höhere Festgehälter auszuhandeln vermögen. Dieses Bild zeigt sich der Studie zufolge über alle Unternehmen hinweg, außer im TecDax.Das höhere Fixum verdeutlicht aus Sicht der EY-Experten die gute Verhandlungsposition weiblicher Vorstände. Konzerne seien bemüht, mehr Frauen in das oberste Führungsgremium zu holen. Da geeignete Kandidatinnen schwer zu finden seien, steige ihr Marktwert und damit die Höhe ihrer Vergütung. “In den Vorstandsetagen der Dax- und MDax-Unternehmen ist die Lohnlücke geschlossen und die Gleichberechtigung bei der Vergütung bereits Realität”, sagt EY-Partner Jens Massenmann. Im Jahr 2013 verdiente ein männlicher Vorstand im Dax im Schnitt noch 10 % mehr als eine Kollegin, 2017 haben Frauen nun einen leichten Vorsprung von 1 %.Ein anderes Bild zeigt sich allerdings noch in SDax und TecDax, wo Frauen deutlich weniger verdienen als männliche Vorstände. Im SDax beträgt der Abstand 22 %, im TecDax sogar 33 %. Aus Sicht von Massenmann zeigt sich hier, dass in diesem Kreis von Unternehmen der Druck, Frauen im Vorstand vorzuweisen, weniger hoch ist als bei den stark unter Beobachtung stehenden Dax-Konzernen. “Auch hier wird sich jedoch in Zukunft eine gleichberechtigte Vergütung durchsetzen”, sagt der EY-Experte voraus.Die EY-Studie zählt 2017 im Dax 20 Frauen im Vorstand, im MDax schrumpft die Zahl auf acht, im SDax sind es sieben und im TecDax noch fünf. Berücksichtigt sind nur Managerinnen, die das gesamte Jahr an Bord waren.Über die Jahre zeigt sich, dass Frauen in Vorständen zunehmend wichtigere Verantwortungsbereiche übernehmen. Wurden die Managerinnen in den Anfängen vor allem im Personalressort eingesetzt, sind sie heute mehr und mehr für Finanzen, operative Segmente, den Vertrieb oder für Regionen zuständig. Auch das spiegelt sich in der Vergütung wider.