Margen, von denen andere träumen
swa Frankfurt – Staatliche Kostensenkung, Verlust von Patentschutz und härtere Zulassungsbedingungen: Die Pharmaindustrie steht weltweit unter Druck. Doch die Renditen bleiben auf hohem Niveau, wie eine Aufstellung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young erkennen lässt.Die 20 umsatzstärksten Konzerne der Arzneimittelbranche haben 2012 im Durchschnitt eine operative Rendite (Betriebsergebnis Ebit zum Umsatz) von 25,5 % erzielt, die nur leicht unter dem Vorjahreswert von 26,2 % ankam. Das Biotech-Unternehmen Gilead liegt an der Spitze mit einer Rendite von 41,3 %, mit Abstand gefolgt vom Diabetesspezialisten Novo Nordisk, der eine Marge von 37,8 % zeigt. Das Margenintervall reicht laut Ernst & Young am unteren Ende bis 7,9 % (Merck KGaA).In der Ebit-Entwicklung liegen Höhen und Tiefen ebenfalls weit auseinander. Spitzenreiter, auch beim Umsatzwachstum, ist Novo Nordisk (siehe Tabelle). Den höchsten Ergebnisrückgang buchte der japanische Pharmakonzern Takeda (- 49 %), den Restrukturierungs- und Rationalisierungskosten belasteten.”Die Margen der Pharmakonzerne geraten weiter unter Druck”, zeigte sich Ernst&Young-Pharmaexperte Gerd Stürz bei der Präsentation der Studie überzeugt. Zwar hätten einige Unternehmen vielversprechende neue Wirkstoffe in der Pipeline, jedoch drohten angesichts vieler auslaufender Patente in den kommenden Jahren weitere Preisrisiken bzw. Mengenverluste. “Die Branche muss Antworten auf die Frage finden, wo in Zukunft noch Wachstum herkommen soll”, sagte Stürz. Patentabläufe bremsenIn Zukunft werde der Anteil sogenannter “Blockbuster”, also Kassenschlager mit mehr als 1 Mrd. Dollar Umsatz, an den jeweiligen Konzernumsätzen weiter zurückgehen. Zunehmende Konkurrenz durch billigere Nachahmermittel und staatliche Sparmaßnahmen dürften die Preise weiter unter Druck bringen, warnt der Branchenbeobachter. Bis 2016 verlieren nach seinen Worten Medikamente mit einem Umsatz von 150 Mrd. Dollar weltweit ihren Patentschutz.Eine starke Präsenz in den Schwellenländern ist nach Einschätzung von Stürz ein Muss. Die Branche hat eine drohende Wachstumsschwäche aber auch immer wieder mit Zukäufen geheilt. Höhepunkt des Übernahmefiebers war 2009, als Pfizer den Wettbewerber Wyeth schluckte und sich Merck & Co. den Konkurrenten Schering-Plough einverleibte. 2012 war mit einem Volumen von 66 Mrd. Dollar das schwächste M & A-Jahr seit 2007, wobei Biotech- und Generika-Deals einen gehörigen Anteil hatten.Unterschiede habe die Studie bei den Forschungs- und Entwicklungsausgaben (F+E) offenbart. Während Branchenriesen wie Pfizer 2012 eher ihre Forschungsausgaben reduzierten, hätten kleinere Unternehmen wie Gilead oder Novo Nordisk weiter aufgestockt. Die höchste F+E-Quote vom Umsatz hat Eli Lilly mit 23 %. Bei den zehn größten Pharmakonzernen weltweit erreicht der Anteil 2012 im Schnitt 14 % und ist damit leicht höher als 2011 (13,8 %). In absoluten Zahlen liegen die Schweizer Pharmakonzerne Roche und Novartis an der Spitze, die beide mehr als 7 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung steckten.